: Auf Du und Du mit den verregneten Ferien
Sommerferien in Bremen. Es regnet. Langeweile. In Freiburg, wo ich wohne, sind jetzt über 25 Grad. Habe ich in den Nachrichten gesehen. Die schaue ich sonst nie. In Bremen aber ziemlich oft. Die Lieder auf VIVA und MTV kann ich schon auswendig. Ich hör sie mir noch an. Noch.
Meine Finger- und Fußnägel habe ich mir schon so oft lackiert, dass mir die Farbe ausgeht. Feilen kann ich meine Nägel nicht nochmal. Sie sind schon kürzer als die Fingerkuppen. Meine Gesichtsmaske und mein Peeling habe ich schon öfter aufgetragen, als es gut war. Die Haut ist sowieso schon vom Pickelausdrücken total fertig. Das Schlimmste: bald macht das keinen Spaß mehr.
In Regenpausen sind keine Jugendlichen auf der Straße. Zumindest nicht in dem Viertel, wo ich zu Besuch bin. Aber ich weiß auch nicht, wo die rumhängen. In der Innenstadt habe ich mal ein paar Skater und zwei Chabbos gesehen. Chabbos sind ja eigentlich das gleiche wie Gangsta. Chabbos tragen meistens Buffalos und haben brutal geschleimte Haare. Skater tragen Schuhe mit offenen Schnürsenkeln, Hosen, deren Schritt ganz tief hängt, und mit so Ketten am Hosenbund. Chabbos verstehen sich nicht mit Skatern. Ich weiß gar nicht ob sich die Jugendlichen hier in Bremen auch so in Gruppen aufteilen. Ich habe keinen kennen gelernt. Meistens bin ich ja in der Wohnung. In Freiburg wäre ich jetzt im Schwimmbad. Sommerferien in Bremen.
Olimpia Tworek, 15 Jahre
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