Auf Droge : Gemessen mit falscher Elle
Wenn Behörden in Zeiten des Sparzwangs Gutachten vorlegen, ist Vorsicht geboten: Die fiskalische Begutachtung schlägt die fachliche meist aus dem Feld. So auch beim Drogen-Evaluationsbericht. Wenn etwa das Gutachten zu dem Schluss kommt, Hamburg gäbe für die psychosoziale Betreuung Drogenabhängiger mehr Geld aus als Berlin, kann das als Bestätigung für eine wegweisende Drogenhilfe oder eben als unverantwortliche Verschwendung interpretiert werden. Niemand fragt mehr dabei, wie es sich drogenpolitisch begründen lässt, dass gerade die Berliner Betreungsausgaben die Elle sind, mit der man Hamburger Drogenpolitik messen sollte.
Kommentar von Marco Carini
Zehn Prozent des gesamten Drogenhilfeetats lassen sich ohne Abstriche nicht einsparen. So liegt auf der Hand, dass die vom Gutachten aufgezeigten Schwachstellen nur notdürftig kaschiert, die teuren – und oft eben auch guten Angebote aber radikal beschnitten werden. Denn darauf, dass die Drogenhilfe mit weniger Mitteln mehr leisten könnte, liefert die Evaluation keine Hinweise.
Die Gutachter haben mit ihrer Arbeit wissenschaftliches Neuland betreten. Dass mag erklären, dass sie wiederholt Äpfel und Birnen vermischen, wenn etwa Schätzzahlen an Realdaten gemessen und die Betreuungsschlüssel von konzeptionell nicht vergleichbaren Einrichtungen miteinander verglichen werden. Zum Problem aber werden solche Mängel, wenn sie in Praxis gegossen werden. Denn falsche Annahmen führen stets zu falschen Schlüssen.