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Archiv-Artikel

Atommülltransporte nach Russland Gute Beziehungen

Zur Politik pflegt der Eon-Konzern ganz besondere Verbindungen. Egal ob in der Bundesrepublik oder in Russland – die Vorstände des Energieriesen setzen auf den kurzen Draht, auf persönliche Bekanntschaften. So amtiert nicht nur der Vorstandschef der Eon-Ruhrgas AG, Burckhardt Bergmann, vom Düsseldorfer Eon-Platz aus als Honorarkonsul der Russischen Föderation. Beste Beziehungen hat auch Eon-Vorstand Walter Hohlefelder: Von 1986 bis 1994 war der Jurist Abteilungsleiter im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit der Regierung Helmut Kohl. Sein Fachgebiet: Reaktorsicherheit, Strahlenschutz und „nukleare Entsorgung“.

KOMMENTAR VON ANDREAS WYPUTTA

„Nukleare Entsorgung“: In diesem Bereich ist auch der Atomstromkonzern, in dessen Diensten Hohlefelder heute steht, sehr kreativ. Über Dritte hält Eon ein Sechstel des Urananreicherers Urenco. Die Urenco wiederum betreibt im münsterländischen Gronau Deutschlands einzige Urananreicherungsanlage. Regelmäßig verlassen Atomtransporte das Gelände, beladen mit radioaktivem und hochgiftigem Uranhexafluorid. Das Ziel der Transporte: ehemalige Atomkombinate bei Jekaterinburg am Ural oder Tomsk in Sibirien.

Diese Atomfabriken gleichen noch heute geschlossenen Städten, beteuern russische Umweltschützer. Nur mit Stacheldraht gesichert rosteten Fässer mit Gronauer Atommüll unter freiem Himmel vor sich hin – und gefährdeten die Gesundheit der Menschen vor Ort. Wer das in Russland kritisiert, mache schnell Bekanntschaft mit dem Inlandsgeheimdienst FSB, sagen die russischen Anti-Atom-Aktivisten. Deutsche Behörden setzen da lieber auf den Faktor Zeit: Seit Monaten wartet die Staatsanwaltschaft Münster, die wegen des Exports von Atommüll ermittelt, auf eine Stellungnahme des Bundesamts für Strahlenschutz – vielleicht wegen der guten Beziehungen des Eon-Konzerns.