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Archiv-Artikel

AtheistInnen nicht ohne Moral

betr.: „Ein Bischof sieht purpurrot“, taz vom 14. 4. 09

Es ist wirklich eine unverantwortliche Schande, was Herr Mixa mit seinen Äußerungen der katholischen Kirche für einen Schaden zufügt. Abtreibungen mit der Vernichtung der Juden während des Nationalsozialismus gleichzustellen, ist schon mehr als frech gewesen. Ich höre aus katholischen Reihen selten solche emotionalen Statements, wenn es um Krieg und Hunger in der Welt geht. Auch ich bin gegen Abtreibung, denke aber, es gibt in unserer Welt so viel Leid und Elend, massenhaftes Sterben von „ausgetragenen“ Menschen, da sollten die Kirchen mal die Emotionen zeigen, die man beim Thema Abtreibung immer hört.

Nationalsozialismus und Kommunismus dem Atheismus zuzuschreiben und Kreuzzüge, Dreißigjährigen Krieg, Hexenverbrennung, Antisemitismus vor Hitler zu vergessen, ist schon sehr einseitig auf die Dinge geschaut. Der Faschismus in Italien und Spanien oder Chile war sehr eng mit dem christlichen Glauben und der katholischen Kirche verwurzelt, oder in welcher Kapelle liegt Franco heute begraben? Selbst heutige Kriege im Irak, in Israel und Terror auf der ganzen Welt berufen sich auf irgendeinen Glauben oder eine Religion. Er sollte mal auch an den Nordirlandkonflikt denken! Diese schrecklichen Dinge passieren, solange es Menschen gibt, mit oder ohne Religion! Wenn wir immer noch nach der Bibel leben würden, würde jeder Gotteslästerer gesteinigt werden; kann sein, dass die Kirchen das gut fänden, ich bin froh, dass diese Zeit vorbei ist.

Meine Mutter glaubt nicht an Gott, mein Opa hat nicht an Gott geglaubt, und viele Freunde und Bekannte aus den neuen Ländern sind Atheisten, und auch wenn die Kirchen das nicht gern hören: Diese Leute haben alle dieselben hohen ethischen und sozialen Werte wie die meisten Christen! Ich glaube aber auch, dass es unter den Atheisten genauso viele schlechte Menschen wie unter den Christen, Muslimen, Juden oder Zeugen Jehovas und so weiter gibt!

Wie konnten die Nazis mit Hitler nur in Deutschland an die Macht kommen, wenn der überwiegende Teil der Menschen dem christlichen Glauben angehörten? Wie konnte er in Bayern besonders stark präsent gewesen sein, wo die meisten Leute dort katholisch sind? Auch als Bischof und Theologe gilt deshalb: Immer vorher nachdenken, bevor man unhaltbaren Mist erzählt und Millionen guter Menschen als „Antichristen“ verteufelt! MARKUS MEISTER, Stromberg