: Aserbaidschan lehnt Ausgliederung ab
■ Parlament stimmte gegen Ausgliederung Berg-Karabachs Mehrere führende Funktionäre der KPdSU ausgewechselt
Moskau (afp/rtr/dpa) - Das Parlament der kaukasischen Sowjetrepublik Aserbaidschan hat am Freitag einstimmig die Forderung des armenischen Parlaments abgelehnt, die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region Berg-Karabach aus Aserbaidschan auszugliedern. Die Forderung nach Rückgabe der Region an Armenien sei eine „Einmischung“ in aserbaidschanische Angelegenheiten, erklärte ein Regierungsbeamter in Baku. Die Abgeordneten aus Karabach boykottierten den Angaben nach die Abstimmung.
Im Vorfeld der Allunionskonferenz sind weitere hohe Parteifunktionäre entlassen oder versetzt worden. Der KP -Chef der Insel Sachalin wurde nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur TASS am Freitag entlassen, nachdem es Streit um die Wahl der Delegierten seiner Region für den Reform-Kongreß gegeben hatte. Am Vortag hatten Parteifunktionäre in der Stadt Jaroslawl dem früheren Parteichef der Region das Mandat für die Konferenz entzogen, nachdem Tausende von Menschen gegen die ihrer Ansicht nach undemokratisch verlaufene Delegiertenwahl protestiert hatten. Ebenfalls am Donnerstag waren der estnische Parteichef Karl Vaino sowie die beiden Ersten Sekretäre der Gebiete Gorki und Swerdlowsk entlassen worden. Zur Ablösung Vainos in Estland hieß es am Donnerstag in der 'Prawda‘, er „stehe jetzt dem Zentralkomitee der KPdSU zur Verfügung“. Die Formulierung läßt offen, ob es sich um eine Beförderung oder eine Degradierung handelt. Das Fehlen eines Lobes könnte allerdings auf eine Herabsetzung deuten. Zu seinem Nachfolger sei der 57jährige Vajno Vaelaes gewählt worden.
In der baltischen Republik hatte sich jüngst eine Bewegung formiert, die mehr Autonomie und völlige Kontrolle des Wirtschaftssektors verlangt. An der Sitzung, auf der Vaino entlassen wurde, nahm Politbüromitglied Nikolai Sljunkow teil. Reformer haben wiederholt ihren Gegnern im Parteiapparat vorgeworfen, sie versuchten, sich eine Mehrheit der Delegierten zu sichern.
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