: Asbest auch im Trinkwasser
■ Saures Wasser löst die gefährlichen Fasern aus den Leitungsrohren heraus
Bonn (dpa/taz) - Trinkwasser in der Bundesrepublik ist nach einer Dokumentation des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) zum Teil erheblich mit Asbestfasern aus Druckzementrohren verseucht. Die Autoren der Studie, die saarländischen FDP-Kommunalpolitiker Diener und Wagner, warnten am Mittwoch in Bonn nachdrücklich vor den damit verbundenen Gesundheitsgefahren.
Messungen im Saarland hatten Werte bis über eine Million Asbestfasern in einem Liter Trinkwasser ergeben. Speziell in dem saarländischen Ort Wadern wurden 1989 von einem Privatinstitut eine Million Asbestfasern pro Liter festgestellt, erläuterte Wagner. Es bestehe unter Experten Einigkeit darüber, daß kalkaggressives Trinkwasser mit einem sauren ph-Wert die Asbestfasern aus den Rohren herauslöse. Allerdings fehlt es noch an einer bundesweiten Untersuchung.
Während das Bundesgesundheitsamt die Asbestverunreinigung nicht bestreitet, sieht es jedoch keine unmittelbaren Gesundheitsgefahren. So hatte der BGA-Wasserexperte Eckart Meyer erklärt, „die Fasern werden im Magen- und Darmtrakt nicht aufgenommen, sondern ausgeschieden“. In der BBU -Dokumentation wird jedoch auf Wissenschaftler verwiesen, die eine Gesundheitsgefährdung nicht ausschließen. Auch das BGA habe sich mit seiner Feststellung, daß Asbestfasern nicht ins Trinkwasser gehörten, dieser Auffassung jetzt angenähert. Experten, so Wagner und Diener, gehen zudem davon aus, daß die krebsauslösenden Fasern aus dem Trinkwasser auch über die Atemwege aufgenommen werden können, zum Beispiel beim Kochen, Duschen oder in der Sauna. Vor diesem Hintergrund forderten die Autoren und der BBU ein Verbot für Asbestzementrohre, eine Sanierung des betroffenen rund 30.000 Kilometer umfassenden Rohrsystems und entsprechende Erweiterungen des Umweltstrafrechts. In Berlin sei bereits ein Asbestverbot für den Hoch- und Tiefbau beschlossen. Mit der Faser Dolanit bestehe ein ausreichender Ersatzstoff.
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