Asbest: Inder müssen auf Kraftwerk warten

■ Wegen des Krebsrisikos weigern sich Arbeiter, zwei Kraftwerksblöcke für den Export nach Indien zu zerlegen

Bexbach (taz) - Asbest verzögert derzeit den Export zweier saarländischer Kohlekraftwerke nach Indien. Das Saarbrücker Wirtschaftministerium bestätigte Informationen der taz, wonach in den beiden Kraftwerksblöcken „St. Barbara I und II“, die in Bexbach stehen, das krebserregende Asbst zur Wärmedämmung verwendet worden war. Der Sprecher des Wirtschaftsministeriums, Urs Kalbfuß, sagte, mit der Demontage sei noch nicht begonnen worden. Es liege nicht einmal der notwendige Plan vor. Der frühere Betreiberkonzern, die Saarbergwerke AG, die die Kraftwerke nach Indien verschachert hatte, wollte den Sachverhalt weder dementieren noch bestätigen.

Im Februar war der Handel zwischen Saarberg und einem unbekannten indischen Konsortium zustandegekommen. Umweltschützer und Mediziner, die Grünen und der saarländische Umweltminister Jo Leinen hatten dagegen protestiert. Doch obwohl das Saarland an der AG selbst die Sperrminorität von 26 Prozent hält (Bund 74 Prozent), schritt die Landesregierung nicht ein. Laut Kalbfuß sei der Deal allein Sache des Vorstandes und nicht des Aufsichtsrats. „St. Barbara“ war für bundesdeutsche Verhältnisse eine Dreckschleuder und hätte nicht mehr ans Netz gedurft. Für Indien indes scheinen solche Kohlekraftwerke noch gut genug zu sein. Offiziellen Angaben zufolge sollen jedoch nur die Turbinen und eventuell auch die Kessel verfrachtet werden.

Der wortkarge Saarberg-Sprecher Wrede wich Fragen nach dem Asbest aus und erklärte nur, daß „die Saarbergwerke nichts mehr mit den Kraftwerken zu tun haben“: „Das Demonategrecht ist verkauft!“ Im übrigen sei Stillschweigen vereinbart worden - sowohl über den Namen der Firma, die die Demontage durchführen soll als auch über jenen des indischen Käufers. Wußte Saarberg schon vor Vertragsabschluß von dem Asbest? Wurde der Käufer davon in Kenntnis gesetzt? Wieder schweigt Wrede.

Kalbfuß jedoch meint: „Die Asbestproblematik ist doch bekannt.“ Schließlich sei die krebserregende Faser in den 50er Jahren - als „St. Barbara“ entstand - gebräuchlicher Baustoff für die Wärmedämmung gewesen. Im noch zu erstellenden Demontageplan müssen weitreichende Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Zudem müsse die Demontagefirma, so Kalbfuß, mit stetigen Kontrollen rechnen.

Offen bleibt, wie das indische Konsortium auf das Asbest reagiert. Mittlerweile jedenfalls haben sich indische Umweltschützer vom „Save Bombay Committee“ im Saarland erkundigt, was da auf Indien zukommt.

Joachim Weidemann