Seit 48 Jahren dokumentiert Norbert Martins Street Art in Berlin. Erst im Westen, dann im Osten. Ein Gespräch über die Vergänglichkeit von Wandbildern.
Seit 1986 prangt der kickende Bär von der Brandmauer der Schönhauser Allee 135. Dem Künstler war er peinlich, Zugezogenen ein Symbol. Nun verschwindet er.
Für die einen sind sie Kriminelle, für die anderen Künstler: Streetartisten setzen sich über Gesetze hinweg und riskieren ihr Leben für kleine Sticker und meterhohe Plakate überall in der Stadt. Jetzt hat die Werbung die Macht von Street Art entdeckt
■ Man sollte den Weitblick der Berliner Politik nicht unterschätzen – die Saubermänner rüsten auf. Einen Aspekt haben sie jedoch nicht bedacht: Sie könnten sich damit selbst entsorgen
■ Fast täglich werden jugendliche Sprayer festgenommen, doch verurteilt werden die wenigsten. Unter dem Druck der Verfolgung entstehen kaum noch Kunstwerke, sondern schnell hingeschmierte "tags"
Nächtens ziehen Sprayertrupps durch die Straßen und hinterlassen politische Tags an Fassaden und Scheiben: „Gebt Schönbohm keine Chance.“ Die Ladenbesitzer in der Friedrichstraße putzen sofort gegen „die Sauerei“ an ■ Von Jens Rübsam