Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg verweigert die Genehmigung für ein geplantes Großbordell an der Potsdamer Straße. Dort sollten arme Prostituierte ihrer Arbeit nachgehen. Jetzt droht ein Rechtsstreit.
Sie ist als Junge geboren. Aber Sabrina B. wusste schon als Kind, dass sie anders ist. An Selbstbewusstsein hat es der 53-Jährigen nie gemangelt: Als Jugendliche reißt sie in Spandau von zu Hause aus und geht auf den Strich. Im Kiez an der Kurfürstenstraße schwingt sie als Domina die Peitsche. Seit kurzem schafft sie nicht mehr an. Nun steht sie im Kumpelnest 3000 als Barfrau hinterm Tresen. Nur privat hat die Frau mit der dunklen Stimme zurzeit kein Glück.
Die pauschalen Drohungen, Wohnungsbordelle zu schließen, sind nicht zeitgemäß, finden Politiker aller Parteien. Denn Prostitution ist legal und sollte nicht über das Baurecht verboten werden.
Eine Expertenrunde sucht nach Lösungen für die offensiven Prostituierten aus Osteuropa in Schöneberg. Doch bisher vermeldet nur die Hurenorganisation Hydra Erfolge.
Der Bezirksbürgermeister Band hält einen Sperrbezirk in Nordschöneberg für möglich. So will er den Streit um ein Großbordell entschärfen. Sein Vorschlag ist jedoch rechtlich und politisch heftig umstritten.
Der Schöneberger Bezirksbürgermeister will das Großbordell auf der Potsdamer Straße verhindern. Bei einer Kiezversammlung klagten AnwohnerInnen bereits jetzt über Lärm und aggressive Anmache durch Prostituierte.
Prostitution sind die Anwohner der Potsdamer Straße gewohnt. Doch aggressiv anschaffende Frauen und ihre Zuhälter verschlechtern das Klima im Kiez. Nun ist auch noch ein großes Bordell geplant.
Die Sitten an der Kurfürstenstraße sind brutal geworden, sagt Tatjana X. Die Domina arbeitet seit 15 Jahren in dem Rotlichtviertel. Sie fordert mehr Kontrollen durch die Polizei. Das neue Bordell fördere nur Billigsex ohne Kondom.
Der Streit über die Schließung von Wohnungsbordellen geht weiter. Der runde Tisch dazu ist geplatzt. Ein neues Gutachten soll die Gerichte nun bewegen, sich nicht nur juristisch, sondern auch inhaltlich mit der Sache zu befassen.
Im Bordell gibt es nur ein Opfer: das ist der Mann. Das hat Thomas Brussig herausgefunden. Als Reporter hat er sich ins Berliner Rotlichtmilieu gewagt und kam als schlecht gelaunter Biedermann wieder heraus
Der Berufsverband der Prostituierten schlägt Alarm: In mehreren Bezirken würden vermehrt kleine Bordelle geschlossen. Der Verband fürchtet nun die Einführung von Sperrbezirken durch die Hintertür
„Dein Körper gehört dir, nicht wie ein geistiges oder historisches Eigentum, sondern wie ein Auto oder ein Bankkonto, … du kannst ihn verkaufen, vermieten, drauf sitzenbleiben, ihm Mehrwert abtrotzen oder ihn verspeku-lieren.“ (Georg Seeßlen)