■ Octavio Paz hat die Hälfte seines Lebens außerhalb seines Geburtslandes Mexiko verbracht. Schon als Kind machte er seine erste Erfahrung der Emigration. Später lebte er als Lehrer, Journalist und Diplomat im Ausland. Der Nobelpreisträger für Literatur hat erst seit zwanzig Jahren seinen festen Wohnsitz in der mexikanischen Hauptstadt. Ein Gespräch von Antonio Cano mit OCTAVIO PAZ
Seit drei Jahrzehnten ziehen Tausende von Menschen aus West- und Zentralafrika nach Abidjan, der glitzernden Stadt an der Elfenbeinküste. Heute sind unter den zweieinhalb Millionen Einwohnern mehr Ausländer als geborene Ivorianer anzutreffen: Mauretanier, Burkinesen, Togolesen, Guineer und Sierra-Leoner. Sie alle haben in den 70er Jahren zum Wirtschaftsboom beigetragen, aber mittlerweile herrscht Arbeitslosigkeit, und die Stimmung gegenüber den Zuwanderern könnte leicht umschlagen. ■ VON ISABELLE MORN
■ Solange das Einkommensgefälle zwischen Nord und Süd, West und Ost zunimmt, werden die großen Migrationsbewegungen nicht verschwinden. Neben einem Umwelt-Sicherheitsrat sollte die UNO auch über einen solchen für Flüchtlinge verfügen. Langfristig allerdings lassen sich die Wanderungen nur mit einer Reform der internationalen Handels- und Finanzpolitik verhindern. Ein Interview von Michael Rediske und Georgia Tornow mit WILLY BRANDT
Die Nationalitätenkonflikte könnten in den meisten Regionen Osteuropas und der Sowjetunion neue Flüchtlingsströme auslösen: von den Ungarn Siebenbürgens über die Polen in Litauen bis zu den sowjetischen Bulgaren. Während sich die meisten Wanderungsbewegungen innerhalb Osteuropas abspielen werden, gibt es auch Völker ohne Territorien, die es häufiger als bisher nach Westen drängen könnte. Beispiel: die überall diskriminierten Roma. ■ VON ERHARD STÖLTING
Mehr als drei Viertel dieser Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. In Westeuropa stellen Frauen ein Drittel der Asylsuchenden. Im Iran zum Beispiel werden sie verfolgt, weil sie Normen übertreten haben, die nur für Frauen gelten. Dennoch erkennt das internationale Recht eine geschlechtsspezifische Verfolgung nicht an. ■ VON MARGIT GOTTSTEIN
Die Bilder der zu Wasser flüchtenden Vietnamesen erregten vor über zehn Jahren die Aufmerksamkeit der Medien. Die Boat people galten als Flüchtlinge und erhielten humanitäre Hilfe. Nach der politischen Öffnung Vietnams wurden aus Flüchtlingen Auswanderer, die Hilfsprogramme sind seitdem an der Verhinderung weiterer Emigration orientiert. ■ VON JONAS WIDGREN
Nach UNO-Schätzungen sind in Schwarzafrika 5,7 Millionen Menschen ins Ausland geflohen, 6,8 Millionen haben innerhalb ihres Landes Zuflucht suchen müssen. Die Gründe liegen in der unabgeschlossenen Nationenbildung oder gehen – im südlichen Afrika – auf das Konto Pretorias. Durch die Interventionen der Großmächte wurden sie verstärkt. Wie sehr auch die Flucht vor Dürre und Hunger auf Kriegen und ihren Folgen beruht, ist beispielhaft in Äthiopien zu sehen. ■ VON WALTER MICHLER
In der EG leben rund sechs Millionen Menschen, die aus Ländern der islamischen Welt stammen. Sie leben in sozial problematischen Wohnvierteln, angefeindet von der heimischen Bevölkerung. So wird für viele der Islam zur sinn- und identitätsstiftenden Kraft. Wie wird dieser Islam sich in den kommenden Jahrzehnten entwickeln? Wird er künftig eher europäisch, arabisch, türkisch oder afrikanisch geprägt sein? ■ VON FELICE DASSETO
Wer kümmert sich um wen? Wer ist wo zu erreichen? Wer gibt welche Zeitschrift heraus? Wer forscht über wen? Ein kleiner Wegweiser, zusammengestellt vom ■ Berliner Institut für vergleichende Sozialforschung
■ Eine Textcollage mit Auszügen aus der neuen Nummer von 'World Media‘: „Die neue Völkerwanderung“/ Schriftsteller, Politiker und Flüchtlinge aus Mexiko, Albanien, der Sowjetunion, Deutschland, Südafrika und Marokko über Migrationen