■ Hochkonjunktur für die biblische Mutter Gottes: Römische Feministinnen entdecken auf einem Kongreß die „Maria Emancipata“ als Gegenfigur zur patriarchalischen Gesellschaft, während der Papst seine Marien–Enzyklika verkündet
■ Ein schwunghafter Menschenhandel versorgt Industrie, Landwirtschaft und Handel mit billigen Arbeitskräften Sklavenhändler halten „clandestini“ unter Kontrolle / Widerspenstige werden zusammengeschlagen oder verschwinden
■ Das Auto wurde als Störfaktor in den Städten entdeckt / Park– und Verkehrssünder sollen nun streng zur Rechenschaft gezogen werden / Neues Gesellschaftsspiel: Zuspätkommen wegen Beachtung der Verkehrsregeln
■ Christdemokraten und Sozialisten streiten sich weiterhin um den Ministerpräsidentenposten Andreotti bleibt erste Wahl / Kommunisten befürchten schlechtes Ergebnis bei vorgezogenen Neuwahlen
■ Die italienische Regierungskrise wird von einem Bäumchen–Wechsel–Dich der Meinungsmacher begleitet Craxi versucht publizistisches Come–back / Auf der Strecke bleibt vorläufig das linke Intelligenzia–Blatt Paese Sera
■ Die Fünfer–Koalition in Rom kann sich auf keinen Nachfolger für den zurückgetretenen sozialistischen Ministerpräsidenten Craxi einigen / Kommunisten schlugen „Übergangskabinett“ unter ihrer Führung vor / Italien drohen Neuwahlen
■ Bei Protestdemonstrationen schweigen die sonst lautstarken Italiener neuerdings, und Minister und Chefs geraten über diesen ungewohnten Protest in heillose Verwirrung / Bei Verhandlungen lautet das Motto: Schweigen und Auflaufen lassen
■ Der blutige Überfall auf einen Geldtransporter wurde in Italien sofort politisch genutzt / An der These, die Roten Brigaden steckten hinter den Anschlägen, gibt es jedoch ernsthafte Zweifel / Selbst offizielle Verlautbarungen werden vorsichtiger formuliert
■ Weil die Italiener zu Okkultismus und charismatischer Persönlichkeit neigen machte „Freud–Nachfolger“ Verdiglione gute Geschäfte / Er bekam jetzt vier Jahre Haft wegen Erpressung, Betrug und Manipulation willensschwacher Menschen
■ Italiens sozialistischer Regierungschef Bettino Craxi will nichts mehr von einer verabredeten Amtsübergabe an einen Christdemokraten wissen / „Staffetta“–Versprechen sei eine „reine Erfindung“ / Vorzeitige Neuwahlen gelten in Italien als wahrscheinlich
■ Die Camorra läßt in Neapel auf streikende Bauarbeiter schießen, nachdem sich diese nicht mehr auf ihre offizielle Interessensvertretung verlassen, sondern immer stärker in autonomen Miniorganisationen solidarisieren
■ Italienische Pressefotographen belagern Zeugin im Monzaner Vergewaltigungsprozeß und machen sie erneut zum Opfer Angeklagte Polizisten durch Persönlichkeitsschutz gedeckt / Scheinheilige Argumentation mit Pressefreiheit
■ In Genua müpft die Basis gegen ihre „Vertreter“ auf / Hafenarbeiter sehen sich von ihren Vertretern hintergangen „Gewerkschaften und Kommunisten zu Paaren treiben“ / Gewerkschaftsbosse sehen Basis von Autonomen unterwandert
■ In Rom wurde Renato Guttuso, der Maler des „sozialkritischen Realismus“, beerdigt / Italiens Prominenz überbot sich am Grab des Künstlers in Lobreden auf den „Streiter für Frieden und Freiheit“, der zeitlebens der PCI treu geblieben war
■ Eine sowjetische Spezialistengruppe will ausgerechnet das seit Jahrhunderten gepflegte Wahrzeichen von Pisa ins Lot bringen / Bürgermeister über die Idee entsetzt
■ Reger Betrieb herrscht auf Italiens Müllkippen, seit ein 1,4 Mio. DM–Gewinnschein versehentlich im Abfalleimer landete / Glücksjäger hoffen auf große Müllschatzfunde
■ In Paestum, einer antiken Tempelstadt in der Nähe Neapels, feierte Italiens bessere Gesellschaft das Neujahrsfest Ihr neues Selbstwertgefühl und ihr Sänger–Symbol Franco Califano prägten die Atmosphäre