Avignon revisited: Lange Nächte mit Tschechow, noch längere mit Durell und kurzweilige Weltmosaiken mit Josef Nadj, der in seinen verschlungenen Domino-Choreografien auf engstem Raum von den Zufällen des Denkens und der Bewegung erzählt
Mit „Der Kandidat (1980). Sie leben!“ zeigt der Hamburger Regisseur René Pollesch, dass man sich den Wahlkampf zwischen Schröder und Stoiber als Schreikrampf vorstellen muss. Jetzt war das Stück bei den Theaterformen zu Gast
Stefan Pucher inszeniert „Heinrich IV.“: Während er großräumiges Cinemascope-Theater offeriert, wird das Volk von Zürich befragt, ob es dem Schauspielhaus zusätzliche Kredite bewilligen möchte
Jungsgeplauder auf der Schlemmerseite der Revolution: Nicolas Stemann inszeniert Georg Büchners „Dantons Tod“ am Schauspielhaus Basel. Die Frage ist: Können Popstars Todesangst haben?
Der Philosoph hängt in den Seilen, und der Sound-Architekt schlägt mit einem Hämmerchen auf eine elektronisch verstärkte Stahlfeder: Das Frankfurter Schauspielhaus leistet sich mit „Nihilismus de Luxe“ ein Nietzsche-Spielwerk
Er denkt viel über eine Theater und Film verbindende Bühnensprache nach: Der Godard-Verehrer Igor Bauersima hat im Lauf des Inszenierens ein neues Theaterstück verfasst. In „Futur de Luxe“ am Schauspiel Hannover erweist sich seine Ästhetik der medialen Überschneidungen als tragfähig
Erst blieben Zuschauer aus, weil zu viel Pop zu sehen war. Jetzt hat Basel ein neues Schauspielhaus bekommen. Es wurde von Stefan Bachmann mit einem geschlechtertauschenden „Hamlet“ eröffnet
Der israelische Dramatiker Joshua Sobol erzählt von Figuren, die damit überfordert sind, unbesiegbar sein zu müssen. „Schweigen“ ist das Debüt des 62-Jährigen als Romancier
Wahrheit ist die einzige Waffe, die funktioniert: Der Schriftsteller Joshua Sobol über die aktuellen Apartheid-Tendenzen in Israel sowie zur Frage, warum Islamisten den Westen hassen müssen
Nun also feiert die Pop-Community ihre Familienfeste eben an der Leine: Die Uraufführung von Moritz von Uslars Theaterstück „Freunde II“ in Hannover bestand darin, dass sich Gleichgesinnte auf der Bühne trafen und Spaß hatten
Franz Kafkas in Oxford lagernde Quarthefte sind als „Tagebücher“ bekannt. Eine kritische Neuedition ficht diese Einordnung an: Das Konvolut von privaten Notaten, Zeichnungen und poetischen Entwürfen des Prager Jahrhundertzauderers wird nun im Faksimile als „Arbeitsbuch“ vorgestellt
Kant oder lieber Kannibalismus? Johan Simons und seine Gruppe Zuidelijk Toneel Hollandia sorgen zum Abschluss der Salzburger Festspiele mit „Der Fall der Götter“ für einen Schauspiel-Höhepunkt
Kommt ein Bärchen aus Barcelona: Der spanische Regisseur Calixto Bieito bleibt mit „Macbeth“ in Salzburg zwischen Masturbation und Leichenschändung im Furor des Hardcore-Theaters stecken
„Pschitt“ – da ist noch Luft drin: Auf dem größten Theaterfestival der Welt in Avignon waren Stücke von Bernard Sobel, Jean-Luc Lagarce und Kristin Scott Thomas als stolpernder Schwan in Lambert Wilsons Inszenierung von Racines „Bérénice“ zu sehen
Kritische Merksätze zum 20. Jahrhundert aus dem Geiste Uschi Nerkes Beat-Club: Ray Bradburys Dramatisierung seines Sciencefiction-Klassikers „Fahrenheit 451“ lässt vermuten, dass der Mann nicht mehr ganz frisch ist. Hans-Ulrich Becker illustriert das mit seiner Stuttgarter Inszenierung
Flandern, Anfang der Siebzigerjahre: Ein kleiner Junge schwärmt für seine Lehrerin und wohnt bei der Großmutter. Bald jedoch ist es in Erwin Mortiers erstem Roman mit der Idylle vorbei, denn immer mehr verdüstern die Schatten der Vergangenheit die scheinbar heile Familiengeschichte