Feine Unterschiede (10): Die Bürgerinitiativen reformierten das Gemeinwohl, die taz setzte urbürgerlich auf die Öffentlichkeit – in den Siebzigern kam die Neue Bürgerlichkeit also von links. Das wird heute gern vergessen, nicht nur von Konservativen
Die Läuse im Efeu, ein Besuch beim Arzt, die Warze auf dem Kopf, der Wechsel der Jahreszeiten: „Maurice mit Huhn“, Matthias Zschokkes außergewöhnlicher Roman über das Gewöhnliche
Polnischer Katholizismus, griechische Mythologie und die Abstiegsangst der polnischen Mittelschicht: Stefan Chwins merkwürdig aufgeladener Roman „Der goldene Pelikan“
Die Literatur ist ein Abfallprodukt der Vergangenheit und braucht viel, viel Zeit: Mit seinem gewaltigen, lang erwarteten Briefroman „Neue Leben“ begibt sich Ingo Schulze erstmals in die DDR und das Wendejahr 1990 und macht dabei Altenburg endgültig zu einer der Hauptstädte der deutschen Literatur
Was bleibt, wenn Literatur unter der Prämisse des Verdachts gelesen wird: Mit dem Erscheinen der Dissertation des Germanisten Matthias Lorenz ist die Antisemitismusdebatte um Martin Walser wieder aufgeflammt
Was gewesen wäre, wenn der populäre Fliegerheld und Nazi-Sympathisant Charles Lindbergh 1940 die amerikanischen Präsidentschaftswahlen gewonnen hätte: „Verschwörung gegen Amerika“ von Philip Roth ist ein ganz und gar erfundener und dabei doch ganz und gar realistischer Roman
Wenn der Kürze des Moments in jedem einzelnen Satz die Dauer des Augenblicks gegenübersteht: die bis zum Zerreißen gespannte Erwartung. Der Drehbuchautor Bernd Lichtenberg erzählt in seinem ersten Prosaband „Eine von vielen Möglichkeiten, dem Tiger ins Auge zu sehen“
Depressionen sind etwas anderes: Nick Hornby lässt in seinem neuen Roman „A Long Way Down“ vier Suizidkandidaten ihr Leben neu überdenken, ohne dabei aber seelische Abgründe bloßzulegen