Kochkurs mit der European Film Academy: In der Arena in Treptow wurde der Europäische Filmpreis 2005 verliehen. Die Häufung von allein fünf Preisen auf einen Film – Michael Hanekes „Caché“ – sowie die offizielle Amtssprache Englisch machen das Ereignis aber noch lange nicht zu einer Oscar-Nacht
Besser mal den Schmerz spüren als beständig betäubt sein: Arbeitslosigkeitsdramen und Arbeitslosigkeitskomödien dominierten bei den diesjährigen Hofer Filmtagen
Ein Film von der Qualität eines Grundnahrungsmittels: Martin Campbells Mantel-und-Degen-Variation „Die Legende des Zorro“ sättigt, ist aber auch fade. Es gibt viele schöne Actionszenen, doch Antonio Banderas in der Hauptrolle bleibt ungelenk
Eine Slacker-Idylle im Westjordanland, in der die Märtyrer-Maschine ihrer Arbeit nachgeht: In seinem Film „Paradise Now“ schildert Hany Abu-Assad, wie aus zwei sympathischen palästinensischen Rumhängern Selbstmordattentäter werden. Die Einfühlung gelingt, doch die Opfer werden ausgeblendet
Besser abhauen als wegducken: Liebe und Gewalt scheinen ein Dauerbrenner des spanischen Kinos. Auch die Regisseurin Icír Bollaín erzählt mit ihrem letztes Jahr in Spanien für viel Furore sorgenden Film „Öffne meine Augen“ ein Ehe- und Emanzipationsdrama, das um Verständnis für beide Seiten wirbt
Abschied von den Waffen: „Kukushka – Der Kuckuck“ spielt 1944 in finnischer Seenlandschaft. Der russische Regisseur Aleksandr Rogoshkin lässt drei vom Krieg müde Figuren aufeinander treffen, die fortan auf Finnisch, Sämisch und Russisch aneinander vorbeireden – und sich trotzdem verstehen
Jacob Estes’ Spielfilm „Mean Creek“ ist eine nuancenreiche Studie jugendlichen Gruppenverhaltens, bei der am Ende sogar Sympathie für den Tyrannen bleibt
Ohne besonders innovativ zu sein, führt Sidney Pollack in „Die Dolmetscherin“ vor, was einen echten Thriller ausmacht: eine gewisse Handlungsdichte gepaart mit der richtigen Dosis Paranoia – und Schauspieler wie Nicole Kidman und Sean Penn
Marc Rothemund inszeniert seinen Spielfilm „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ so geradlinig pathetisch, dass man sich glatt in Opas Kino zurückversetzt fühlt. Die kritische Frage nach dem Zusammenhang von Politik und Ästhetik erscheint nur mehr wie unnötiger Ballast für den neuen deutschen Erfolgsfilm
Von Kunst und Gewalt: Der Film „De battre mon coeur s’est arreté – der Schlag, der mein Herz aussetzen ließ“ (Wettbewerb) von Jaques Audiard beschreibt glaubhaft die Wandlung eines kaltschnäuzigen Schuldeneintreibers zum sensiblen Pianisten
Mein Haus, meine Frau, meine Zweitfrauen: Andreas Dresens „Willenbrock“ (Panorama) erzählt die Geschichte eines Geschäftsmannes, dem Axel Prahl mit nöligem Draufgängertum Charme verleiht
Martin Scorsese hat ein Biopic gedreht: „The Aviator“ erzählt die Geschichte von Howard Hughes, dem Filmemacher, Flugzeugentwickler und Milliardär. Zum Glück verweigert sich der Film der Dramaturgie von Aufstieg, Krise und Triumph. Lieber blickt er mitleidslos auf eine deformierte Männerseele
Altersmild und altersweise: „Die Brautjungfer“ von Claude Chabrol ist zwar ein Krimi, bezieht die Spannung aber vor allem aus der Verweigerung von Suspense
In Patrice Lecontes Spielfilm „Intime Fremde“ entdeckt Sandrine Bonnaire den Psychoanalytikerim Steuerberater – und daraus wird noch viel mehr als eine wunderbare Verwechslungskomödie
Die Zeit, in der man auf der Straße friert: Eric Guirados Spielfilm „Vom Himmel hoch“ kommt ohne süße Geigen aus, die sonst zum Genre des Weihnachtsfilms gehören