Klischees erster Klasse: der liebevolle Vater, die treue Mutter, die hungrigen Augen der Kinder. Was in Ron Howards Film „Das Comeback“ als soziales Engagement gefeiert wird, ist nichts als sentimentaler Käse. Wahrscheinlich freut man sich deshalb so, wenn in den Boxszenen endlich die Fäuste fliegen
Die dicken Kinder von heute lesen morgen dicke Bücher und retten übermorgen den Planeten: In seinem plot- und figurenreichen Roman „Für immer in Honig“ nimmt sich Dietmar Dath unter anderem derjenigen an, die als neue Unterschichten verteufelt werden – und gibt ihnen die Würde zurück
Fruit Chans Interesse an Körpersäften und Fleischlichkeiten war schon immer heftig und als Mittel der Sozialkritik nur bedingt entschuldbar. Auch in „Dumplings“ geht er die Geschmacksnerven hart an
Die Dynastie-Pläne von Medienzar Rupert Murdoch geraten durcheinander: Sohn Lachlan steigt aus dem familiengeführten Weltkonzern aus. Schuld soll Murdochs dritte Ehefrau Wendi Deng sein
Wie erzählt man, wovon man lieber schweigen möchte? Der Regisseur Nicolas Stemann hat sich mit der Dialektik von Erinnern und Verdrängen gleich zweimal beschäftigt: in Wien mit Elfriede Jelinek und in Hannover mit Kurt Vonneguts „Schlachthof 5“
Integration ist machbar, Herr Nachbar. Aber wie? Die Bertelsmann-Stiftung und Otto Schily haben gestern die besten kommunalen Konzepte prämiert. Der Wettbewerb der Gemeinden beweist, dass alles Gerede vom Scheitern der multikulturellen Gesellschaft bloß ideologischer Zweckpessimismus ist
Schon über zwanzig Jahre ist bekannt, dass Albert Speer ein führender NS-Täter war: Ein Gespräch mit dem Historiker Norbert Frei über Heinrich Breloers Speer-Dreiteiler und dessen große Resonanz in den Medien, über das Ignorieren von Forschungsständen und das Verleugnen und Annehmen von Schuld
Als die Berlinale-Bären verliehen wurden, stand Julia Jentsch schon wieder in München auf der Bühne. Dort spielt sie die Frauen, deren Stärke die Männer sich nicht leisten können. Ein Porträt
Die Centrum-Moschee in St. Georg ist das älteste türkisch-islamische Gotteshaus in Hamburg. Täglich gehen Hunderte Muslime in der früheren Badeanstalt ein und aus. Gegenüber Besuchern zeigt sich die Moschee bewusst aufgeschlossen
Marek Dutschke, 24, jüngster Sohn von Rudi Dutschke, hat seinen Vater nie kennen gelernt. Dafür begleitet ihn dessen Name, der hierzulande mächtige Assoziationen weckt. Ein schwieriges Familienerbe? Marek weiß es nicht so genau. Ein Ziel, sagt er, sucht er noch – sein eigenes
Klare, einprägsame Bilder und eine somnambule Inszenierung umhüllen das Fantastische: In Johnathan Glazers Drama „Birth“ spielt Nicole Kidman eine Witwe, deren toter Gatte im Körper eines Zehnjährigen wieder auferstanden zu sein scheint
Möge der Populärere gewinnen! Mit dem Votum für George W. Bush zeichnet sich eine immer stärkere Hinwendung zum Populismus ab. Im Zeitalter der Vermittlung sind Wahlen nurmehr ein massenhaftes Buhlen ums erfolgreiche Image, während die politischen Entscheidungen längst gefallen sind
Gott ist auch nicht viel besser dran: Umberto Eco erweist sich mit seinem neuen Roman „Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana“ als subtiler Philologe der Trivialliteratur
Große Debatte in den USA: Der Schriftsteller Philip Roth entwirft in seinem neuen Roman ein faschistisches Amerika. Zeitraum sind dabei die Vierzigerjahre. Die Frage ist, ob es auch als Kommentar zum gegenwärtigen Wahlkampf zu lesen ist
Wenn man das eigene Leben nach Werbespot-Drehbuch gestaltet: In der italienischen Komödie „Casomai – Trauen wir uns“ sucht ein junges Paar das Glück immer dort, wo es nicht ist
Der US-Hersteller „American Apparel“ produziert seine T-Shirts weder in Billiglohnländern noch in einheimischen Sweatshops: Die NäherInnen arbeiten in einer komfortablen, pinkfarbenen Fabrik. Die faire Produktionsweise ist zentrale Marketingstrategie: „Fuck the brands that are fucking the people“