■ Nikolaj Portugalow war in den entscheidenden Monaten der Wiedervereinigung einer der Deutschland-Berater von Michail Gorbatschow. Die UdSSR habe damals eine einmalige Chance vertan, ihre Allianz mit Deutschland wiederherzustellen. Trotzdem wünscht er sich „ein Denkmal für Gorbi in Berlin“
■ Bayerns Grünen-Chef Jerzy Montag glaubt, dass sich CSUler in der LWS-Affäre bereicherten. Vor der Sondersitzung im Landtag spricht er über Wühlarbeiter, Kronzeugen und Anarchie in Bayern
■ Serbiens Opposition formiert sich zu einer neuen Allianz, die Milosevics Alleinherrschaft beenden soll. Ein möglicher Bündnispartner, Vuk Draskovic, ergeht sich indes in Hetztiraden gegen Kosovo-Albaner
Nach der Vereinbarung von Belgrad kommt die UNO wieder stärker ins Spiel. Hinsichtlich einer künftigen „internationalen zivilen Präsenz“ im Kosovo gibt es Überlegungen, einen Protektorator einzusetzen ■ Aus Genf Andreas Zumach
Am Sonntag wird sein Nachfolger gewählt. Bundespräsident Roman Herzog wird dann nach fünf Jahren Abschied von seinem Amt nehmen. „Schlitzohr mit Tiefgang“ wurde er genannt, andere hießen ihn „Präsident Geradeheraus“. Angetreten im Schatten von Richard von Weizäcker, hatte er keinen leichten Start. Kritiker sahen in ihm eine Notlösung. Während viele Bürger von dem früheren Bundesverfassungsrichter geistige Führung erwarteten, hat der Bayer Roman Herzog sein Amt oft selbstironisch gestaltet – der Präsident ls erster Angestellter im öffentlichen Dienst. Bemerkungen über den Mann, der nicht Richard II. sein wollte ■ von Patrik Schwarz
Unter der Regierung Helmut Kohl war es ein liebgewonnenes Ritual. Alljährlich zur Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik warnten die jeweiligen Innenminister vor dem unaufhaltsamen Vormarsch des Verbrechens. Mal waren es gewaltbereite Jugendliche, mal Ausländer, mal linke Chaoten und mal das Organisierte Verbrechen, die die Innere Sicherheit des Landes gefährdeten. Und in der Regel wußten die Politiker auch, was zu tun war: Wir brauchen mehr. Mehr Polizisten, mehr und härtere Strafen, mehr eue Gsetze. Zum Beispiel das Geldwäschegesetz von 1993, die Kronzeugenregelung von 1994, das Korruptionsbekämpfungsgesetz, den Lauschangriff, verdachtsunabhängige Personenkontrollen ...16 Jahre lang hat die Christenunion die Debatte um die Innere Sicherheit bestimmt, mit der Verbrechensfurcht der Bürger gespielt. Nichts eignete sich besser zur Instrumentalisierung als die Entwicklung der Kriminalität. Es ist eben einfacher, sich als markiger ordnungspolitischer Hardliner zu präsentieren, denn Lösungn für die dängenden sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme anzubieten. Es ist allemal populärer, über den Werteverlust der Jugend zu räsonnieren, als ihr eine berechenbare Perspektive des beruflichen Einstiegs zu bieten. In diesem Jahr wird das Zahlenwerk der PKS erstmals unter der Federführung einer rot-grünen Regierung präsentiert. Welche Schlüsse wird Bundesinnenminister Otto Schily für uns daraus ziehen? ■ Von Eberhard Seidel
■ Die Unternehmer feiern den Rücktritt Lafontaines als „zweite Chance“ für die Wirtschafts- und Steuerpolitik. Sie machen nun Druck, daß der personellen Änderung auch eine inhaltliche Kehrtwende folgt. Mit Schröder als SPD-Chef braucht die Wirtschaft um ihre Pfründen nicht zu fürchten
Trotz Wackersdorf und Startbahn West – Umweltschutz ist keineswegs eine Erfindung der siebziger Jahre. Die ersten Naturschutzvereine wurden bereits vor hundert Jahren gegründet. Was die Umweltstreiter von heute jedoch gern vergessen: Für die Bewahrung von Flora und Fauna setzten sich zunächst vor allem Konservative ein. Mit Kapitalismuskritik und Fortschrittsskepsis hatte deren Engagement noch wenig zu tun. Wer die Natur schützte, diente seinem Vaterland ■ Ein Dossier von Matthias Urbach (Text) und Pt Meise (Fotos)
Gegen die Zugvogelmorde und die „thörichte Mode, Vogelbälge auf den Hüten zu tragen“ wurde einst der Bund für Vogelschutz gegründet. Heute wird der Nabu 100 ■ Von Matthias Urbach
■ Koalition einig über Atomgesetz: Wiederaufarbeitung wird gestoppt, Zwischenlager direkt an den AKW, Atom-Haftpflichtversicherung wird teurer. Forschungsreaktoren nicht betroffen
Vor vierzig Jahren begann in den USA eine von einem Schwarzen gegründete Musikfirma namens Motown, den Weißen Appetit auf Soul und Tanzen zu machen. Zuvor wollten die Konzerne nichts von afroamerikanischen Künstlern wissen. Innerhalb von zehn Jahren mutierte das Unternehmen aus der Industriestadt Detroit zum Multi im Showbusineß. Es brachte glamouröse, ja, anbetungswürdige Stars wie Diana Ross & The Supremes, Stevie Wonder, die Marvelettes, Michael Jackson, Gladys Knight, Smokey Robinson, die Temptaions, Four Tops oder Marvin Gaye hervor. Eine Würdigung zum Geburtstag ■ von Harald Fricke
Eigentlich ist es seit vier Tagen überfällig. Doch es will partout nicht kommen, das lang erwartete Kind von Louise und Antonio. Dann setzen bei der Schwangeren endlich doch die Geburtswehen ein... Am Ende eines langen und schmerzvollen Morgens sind alle erschöpft und müde, aber auf eine fast überirdische Weise glücklich: die Hebammen Birgit und Maria, die Eltern, das Kind – und die Reporterin. Ein Bericht aus dem Hamburger Geburtshaus ■ Von Viola Roggenkamp
■ Koalition streitet um Details der Ökosteuer und um Ausnahmen für ihre Klientel. Die Grünen wollen lieber eine Verschiebung als eine Verwässerung ihres Konzeptes