■ Der bündnisgrüne Fraktionsgeschäftsführer Werner Schulz hätte gern eine neue Nationalhymne. Kanzler Kohl und sein Adlatus Hintze freuen sich über das neue Wahlkampfthema
Vor 37 Jahren mauerte der real existierende Sozialismus sich ein. 916 Menschen, die sich in den Westen „rübermachen“ wollten, verloren an der deutsch-deutschen Grenze ihr Leben. Hingen erschossen im Stacheldraht, lagen auf dem minenbewehrten Todesstreifen. Dort, wo die meisten Opfer zu beklagen waren, an der Bernauer Straße in Berlin, wird am Tag des Mauerbaus, dem 13.August, wieder eine Mauer eröffnet. Diesmal als ästhetisierte Gedenkstätte. Frisch gesandstrahlt und mit glänzendem Aluminium eingefat, soll nun der Opfer der deutschen Teilung gedacht werden. Über die Geschichte des zweiten Berliner Mauerbaus berichten ■ Uwe Rada (Text) und Christian Jungeblodt (Fotos)
■ Der rasante wirtschaftliche Wandel in den ost- und mitteleuropäischen Ländern seit 1989 hat die soziale Lage der Roma verändert. Geringe Sicherheiten sind ins Wanken geraten. Erst langsam beginnen die Roma, institutionelle Ansprüche zu formulieren und ihre Rechte zu organisieren. In den Ländern, in denen sie leben, lernt man nur langsam, daß die Zukunft der Roma eng mit dem sozialen System der jeweiligen Gesellschaft verbunden ist. Von der Politik, Kultur und der Sprache der Roma handelt dieses Dosser „Index on Censorship“.
Vor 56 Jahren begannen alliierte Bomber, deutsche Städte in Schutt und Asche zu legen. Alt- und Neonazis waren diese Angriffe stets Beweis dafür, daß Deutschlands Kriegsgegner moralisch nicht besser waren. Die späte Debatte um den Luftkrieg entdeckt die Leidensgeschichte der Deutschen – ohne zu vergessen, daß Nazideutschland den Terror begonnen hat. Ein Essay ■ von Horst Meier
Vor fünfzig Jahren wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verkündet. Sie legt ein hohes Maß an Vertrauen in die Gattung Mensch zugrunde. In den letzten fünfzig Jahren sind eine Reihe weiterer Rechte auf internationaler Ebene hinzugekommen. Nicht selten treten sie in Konkurrenz zueinander, bisweilen wird mit ihnen Handel betrieben. Die Geschichte der Menschenrechte nach dem Holocaust zeigt, daß ein Eintreten für sie künftig ohne optimistischen Fortschrittsglauben wird auskommen müssen. ■ Von Michel Ignatieff
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Bundesrepublik die Soziale Marktwirtschaft etabliert. Sie sollte eine Balance schaffen zwischen ökonomischen Zwängen und einer sozial orientierten Politik. Ihr Vordenker: Alfred Müller-Armack, enger Berater Ludwig Erhards. Sein Konzept ermöglichte das Wirtschaftswunder – und ist jetzt durch die Globalisierung gefährdet ■ Von Daniel Dietzfelbinger
Die von Sportfunktionären gern verbreitete These vom politischen Mißbrauch des an sich reinen Sports durch die Nationalsozialisten läßt sich nicht halten. Ein Diskussionsbeitrag an der beispielhaften Geschichte des deutschen Olympiamanagers Carl Diem ■ Von Thomas Alkemeyer
■ Der umstrittene Orden der Ritterkreuzträger feiert mit der Bundeswehr in Hammelburg. Edmund Stoiber (CSU) ist Schirmherr. Hans-Jochen Vogel (SPD) fordert Absage des Treffens
■ Die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich ist 80 Jahre alt geworden. Gratulationen klingen oft wie Nachrufe zu Lebzeiten. Ein Porträt einer heimlichen Großmutter der neuen Frauenbewegung
In Österreich ist der Koalitionskrach über den Verkauf der überwiegend staatlichen Creditanstalt (CA) nach Wochen beigelegt. Der Finanzminister kassiert 2,45 Milliarden Mark ■ Aus Wien Ralf Leonhard
Die Erfahrung eines irregeleiteten Nationalismus hat die große Mehrheit der Deutschen gegen nationalistische Manipulation immunisiert und skeptisch gemacht. Die Gefährdung kommt heute von der Mitte. ■ Von Hans Mommsen
Der größte Bürohaus- und Vergnügungskomplex Europas im ehemaligen Londoner Hafengebiet wurde unter Vergleichsverwaltung gestellt/ Die Mieter blieben trotz massiver Lockangebote aus ■ Aus London Ralf Sotscheck
Auf dem ersten UNCTED-Folgetreffen standen die Umweltprobleme Osteuropas im Mittelpunkt/ Beste Entwicklungsstrategie kann zur globalen Zerstörung führen/ Änderung der Weltwirtschaft gefordert ■ Von Hermann-Josef Tenhagen
Die Motorradwerke Zschopau, die vor kurzem ihr 70jähriges Jubiläum feierten, setzen auf ihre Markentradition/ Doch auch nach der Treuhandentscheidung bleibt die Zukunft ungewiß ■ Aus Zschopau Erwin Single