Die Schriftstellerin Daniela Dahn kämpft mit ihren Büchern gegen die Selbstgerechtigkeit des Westens. Sie gilt als „Stimme des Ostens“. Aber wie klingt eine ostdeutsche Stimme? Wer wird dazu gemacht? Von wem? Und vor allem: warum? Müssen ostdeutsche Stimmen so sein, wie der Westen denkt, daß der Osten ist? Sind sie gar eine Erfindung des Westens? Vor allem westdeutsche Medien haben aus Daniela Dahn eine ostdeutsche Jeanne d'Arc gemacht. Die Schriftstellerin wehrt sich gegen diese Stilisierung – um a Ende doch die Rolle der heiligen Johanna zu spielen. Eine Spurensuche ■ von Jens König
Steven Spielberg, Regisseur von „Der Soldat James Ryan“ und „Schindlers Liste“, hat Erfolg. Kritikern ist er daher suspekt. Eine Erwiderung ■ von Mariam Lau
■ Rostock-Lichtenhagen. Symbol für rechtsextreme Anschläge in Deutschland. Die NPD will heute in dem Stadtviertel aufmarschieren. Provoziert hat sie damit zunächst einmal ein Bündnis gegen Rechts
Helmut Kohl. Er läßt sich als Kanzler der Einheit feiern. Tatsächlich aber steht er für das Gegenteil – für die dreifache Spaltung der bundesdeutschen Gesellschaft. In Arbeitsplatzinhaber und Arbeitslose, in deutsche Staatsbürger und nur schlecht geduldete Ausländer, in Ost- und Westdeutsche. Sechzehn Jahre innenpolitischer Verfall, sechzehn Jahre der immergleiche Regierungschef. Das soll Demokratie sein? Die Wahl am 27. September könnte die festen Strukturen der deutschen Politik aufbrechen – wenn er Wähler auf das Sicherheitsnetz „Große Koalition“ verzichten will. Zeit für eine Bilanz ■ Von Christian Semler
■ Anfangs herrschte stolze Hoffnung und die griffige Parole „Land gegen Frieden“ schien eine geeignete Grundlage, auf der Israelis und Palästinenser ihre Zukunft gestalten könnten. Doch die Landübergabe wurde immer zögerlicher vollzogen und der Frieden immer wieder vertagt. Und gegenseitiges Vertrauen, das über die Jahre aufgebaut werden sollte, kann man auch heute noch mit der Lupe suchen. Viele Palästinenser beklagen die Ohnmacht der Gegenwart während viele Israelis ohnmächtig den Frieden beschwören EinStimmungsbild
Gutes Essen und die Fähigkeit zum Genuß hat sich die Slow- Food-Bewegung auf die Fahnen geschrieben. Hartnäckig und geduldig arbeitet sie daran, der McDonaldisierung unserer Eßgewohnheiten eine liebenswürdige und wohlmundende Alternative entgegenzusetzen – ohne Hast, Hektik und Nervosität. Begründer und Förderer der Bewegung für ein besseres Leben sind zwei Linke, Carlo Petrini und Luigi Wanner. Sie sagen: „Wir sind kein Greenpeace der Eßkultur. Unsere Art der Auseinandersetzung ist slow, ruhig.“ Inerviewt hat die beiden ■ Manfred Kriener
■ Shaban Shala, vor dem Krieg Menschenrechtsaktivist und heute Kommandeur der Einheiten der Kosovo-Befreiungsarmee UCK in der Region Drenica, erwartet keine Unterstützung von außen
■ Schwere Vorwürfe hat der nigerianische Oppositionsführer Moshood Abiola noch kurz vor seinem Tod gegen UN-Generalsekretär Kofi Annan erhoben. Niemals habe er auf seine Ansprüche als Sieger der Wahlen von 1993 verzichtet, schreibt Abiola in seinem letzten Brief an seine Familie
Hätte Gary Lauck in Deutschland bloß ein paar Kilo Haschisch unter die Leute gebracht, befände er sich als US-Bürger längst wieder auf freiem Fuß. Doch der Mann, der jahrelang Deutsche mit nazistischem Propagandamaterial versorgte, muß die vier Jahre Gefängnis absitzen, die das Hamburger Landgericht vor knapp zwei Jahren gegen ihn verhängte – wegen fortgesetzter Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhaß. Die deutschen Behörden wollen Lauck – anders als sonst bei Ausländern üblich – nicht vor Ede der Strafe freilassen, um nicht in den Verdacht zu geraten, Nazis zu milde zu behandeln. Doch ist das auch rechtsstaatlich und im Einklang mit dem Gebot der Meinungsfreiheit? Ein Essay ■ Von Horst Meier
Am Ende sollen mehr Milliarden die Spiele der Fußballweltmeisterschaft gesehen haben, als es Menschen gibt. Auch wenn sie alle in dieselbe Richtung blickten, das Mädchen in Montpellier haben sie verpaßt ■ Von Peter Unfried
■ Umweltverbände und Automobilindustrie werfen dem Mineralölwirtschaftsverband eine Blockadehaltung vor. Interview mit Jürgen Resch vom Deutschen Naturschutzring
■ Vor zwei Monaten gab die Rote Armee Fraktion ihre Auflösung bekannt. Die Geschichte des bewaffneten Kampfes gegen die Bundesrepublik ist damit noch längst nicht erledigt. Auch weil die Erklärung viele Fragen offenließ. Karl-Heinz Dellwo, ehemaliges RAF-Mitglied, beginnt sie im Gespräch mit Petra Groll zu beantworten.
■ Norbert Walter, Chef-Volkswirt der Deutschen Bank, meint, Schröder wäre gerne ein deutscher Blair. Er bezweifelt aber, daß Rot-Grün in Bonn eine solche wirtschaftliche Dynamik entfachen wird