Wird der Holocaust trivialisiert, wenn Soldaten in Mülltonnen marschieren? Die Biennale im Whitney Museum hatte mit Hans Haackes Arbeit „Sanitation“ über die kunstfeindliche Rhetorik des New Yorker Bürgermeisters Rudolph Giuliani schon vor Eröffnung einen Skandal
Gruppenbild mit Marktwert: Die vom Museum of Modern Art mitorganisierte Ausstellung „Greater New York“ im P.S.1 ist Schaukasten für die Arbeiten von ortsansässigen 150 Künstlern. Der Trend geht deutlich zur architektonischen Metapher
Für „Ortegas Finale“ versteckt sich der amerikanische Schriftsteller Stewart O’Nan hinter dem Pseudonym James Coltrane. Das Buch ist ein Remake von Hemingways „Wem die Stunde schlägt“ und zeigt wieder jenen O’Nan, der sich für seine Literatur am liebsten in der amerikanischen Popkultur bedient
■ Die DDR ist tot, es lebe die DDR! Zum Jahrestag des Mauerfalls gehört ein richtiger Mauerfilm: „Helden wie wir“ von Sebastian Peterson ist die Verfilmung des Wende-Bestsellers von Thomas Brussig. Ein Gespräch mit dem Regisseur über ein ostwestübergreifendes Spießertum
Für „After the Wall“ wurden 140 Künstler und Künstlerinnen aus Osteuropa nach Stockholm eingeladen. Selten waren dermaßen viele Bilder der Zerstörung und Gewalt bis ins Zwischenmenschliche hinein zu sehen ■ Von Harald Fricke
Wird US-Liebling Mia Hamm die Fußballerin dieser WM – oder die chinesische Kapitänin Sun Wen? Das heutige WM-Finale wird es entscheiden. ■ Aus Los Angeles Rainer Hennies
Engagierte EinzelkämpferInnen können im Europaparlament viel bewegen, weil die Fraktionsgrenzen nicht so scharf sind. Doch nötig sind ein langer Atem und Geduld für die mühselige Kleinarbeit ■ Aus Straßburg Daniela Weingärtner
Justin A. Volpe Er ist ein Bad Lieutenant par excellence. Breitnackig, kaugummikauend, die Hand lässig aufs Pistolenhalfter gestützt, mag der Polizeioffizier Justin A. Volpe die New Yorker kontrolliert und manchmal schikaniert haben. Gestern gestand der 27jährige Mann, daß Amerikas Weiße im Polizeidienst ihre (schwarzen und hispanischen) Mitbürger nicht nur mit Macht auf den Pfaden der Gesetze halten, sondern auch mit nackter Gewalt. Laut seinem Anwalt sollte Volpe zugeben, den haitianischen Einwandeer Abner Louima mißhandelt und gedemütigt zu haben – auf übelste Art. Für das New Yorker Police Department und den sicherheitsfanatischen Bürgermeister ist das Geständnis ein Waterloo. Denn Volpe und vier weitere Polizisten haben Louima nicht nur geschlagen; sie haben dem Haitianer nicht nur auf einer Polizeiwache in Brooklyn den Stiel eines Pümpels in den After gedrückt und anschließend in den Mund gesteckt; sie haben das alles nicht nur über zwei Jahre hinweg geleugnet. Der Schänder in Uniform undseine Mittäter haben einen geplanten Racheakt an dem Mann verübt und damit grausam den Geist offenbart, der in der New Yorker Polizei herrscht. Louimas Cousin hatte bei einer nächtlichen Polizeirazzia Justin A. Volpe geschlagen. Dafür konnte der Polizist Rache nicht nur ankündigen, sondern er machte seine Drohung auch wahr. Der 32jährige Abner Louima lag danach zwei Monate im Krankenhaus. Bürgermeister und Saubermann Rudolph Giuliani verweigerte zunächst jede Stellungnahme. Kein Wunder. Giuliani mag icht zugeben: Daß sein Sicherheitskonzept der schnellen, harten Hand den Korpsgeist von Metropolenpolizisten auf die Spitze treibt. Die machen zwar unregierbare Großstädte durch „Null Toleranz“, zumindest vordergündig, sicherer. Aber sie glauben dann offenbar, daß sie zu diesem Zweck auch schlagen und schießen dürfen. Justin A. Volpe dachte wahrscheinlich, seine Kollegen würden ihn durch die polizeiübliche Mauer des Schweigens schützen. Doch dafür war den Komplizen die Tat wohl zu brutal und das Aufreten Volpes zu großspurig. Sein Anwalt Marvyn Kornberg hatte noch Anfang Mai behauptet, er könne beweisen, daß Louima sich seine schweren Verletzungen bei homosexuellem Geschlechtsverkehr zugezogen habe. Justin Volpe drohen 30 Jahre Haft. Sein Opfer klagt mit Anwälten aus dem O.J.-Simpson-Prozeß auf 150 Millionen Dollar Schadenersatz. ■ Christian Füller
Vom Futurismus zur Eleganz. Die Retrospektive mit Bauten und städteplanerischen Projekten des Architekten Kisho Kurokawa im Berliner Haus der Kulturen ■ Von Ulrich Clewing
In einer Gruppe osteuropäischer Filmdelegierter in den Südwesten Chinas reisen heißt, sich mit der eigenen Fremdheit abzufinden. Über chinesische Konzentrationslager, lange Festreden, prachtvolle Ballettdarbietungen und das Filmfest von Chong Qing ■ Von Dorothee Wenner