ELBPHILHARMONIE Wo demnächst elitäre Konzerte spielen, hat der Lagerarbeiter Günter Dörscher in den 60ern Kakao- und Kaffeesäcke zu Tausenden auf Paletten geworfen. Der Hamburger Kaispeicher A, heute Sockel des spektakulären künftigen Konzerthauses, war einst ein Kakaospeicher
VERGANGENHEIT „1934–2009 – 75 Jahre Motette“ ist das Werbemotto für ein Jubiläum am Bremer Dom. Dieser stellt sich ungeniert in diese Tradition – obwohl die Dommusik damals für die Nazi-Herren sang
Auf dem Hamburger Frühlingsdom bieten die Kirchen den Fahrgästen eine spirituelle Gondelfahrt mit dem Riesenrad an. 250 ehrenamtliche Helfer reden über Himmel und Hölle, Aids und Glauben, Alter und Tod. Das Projekt gilt als Testlauf für weitere Kirchenkreise in Deutschland
Die Erben der Bremer Antipsychiatrie-Bewegung werden mit dem Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon ausgezeichnet. Ein Gespräch mit VertreterInnen der „Blauen Karawane“ und des „Blaumeier-Ateliers“ über Mauern in Köpfen, blau-blaue Unterschiede und Folgen der Anstaltsauflösung
Anspielung statt Bezugnahme: In Zeiten realer Finanzkrise inszeniert Harry Kupfer in Hamburg Franz Léhars „Die lustige Witwe“ – und interessiert sich vor allem für das Unzeitgemäße dieser Operette. Das Premierenpublikum ist nicht überzeugt
Nicht nur an die Reichspogromnacht 1938, sondern auch an christlich-jüdische Kooperation wollen die Herbsttage der Jüdischen Musik in Hannover erinnern. Wussten Sie etwa, dass Franz Schubert Psalmvertonungen für den Wiener Kantor schrieb?
Wagner versus Wagner: Wie Katharina das Werk ihres Urgroßvaters mit Anfänger-Gags und infantiler Ironie überzieht, ist jetzt am Bremer Theater zu erleben. Immerhin verliert der „Rienzi“ dadurch seine protofaschistischen Konnotationen
Paul McCartney hat neben Popsongs auch das Oratorium „Ecce cor meum“ geschrieben. Es entstand unter dem Eindruck des Todes seiner Frau Linda, handelt von der Liebe und erlebte jetzt in der Lübecker Petrikirche seine norddeutsche Erstaufführung
Beim Auswärtsspiel von Türkiyemspor in Chemnitz waren erstmals Vertreter aus Politik und Kultur dabei. Sie sollen fremdenfeindliche Übergriffe dokumentieren. Dass der Aufruf nicht unumstritten ist, weiß auch Fanbeauftragter Cetin Özaydin
Die neuen Hoffnungsträger: Statt Biodiesel sollen Kraftstoffe aus fester Biomasse das Energieproblem lösen. Im Bremer Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) unterzieht man sie dem Härtetest. Ein Besuch am Fallturm
Als Kind hat man es nicht leicht: Damit sie ihren Protest mal stimmgewaltig äußern können, hat Doreen Kutzke mit zehn Kindern einen Beschwerdechor aufgebaut.
Mordphantasien an die Oberfläche zerren, das Verbrechen erzählen lassen, um es neu zu deuten – die Inszenierung „performing crime“ fleddert im Namen der Kunst Kriminalfälle. Der Bremer Staatsanwaltschaft war das nicht geheuer: Kurz vor dem Start verbot sie der Polizei die Mitwirkung
„Zaïde/Adama“ ist eine Doppel-Oper: Mozarts Torso hat die israelische Komponistin Chaya Czernowin nicht vervollständigt, sondern mit ihrer eigenen Klangsprache kontrastiert. Und ergänzt. Die deutsche Erstaufführung in Bremen erinnert daran, wie eminent politisch Musiktheater sein kann
In der Idylle der Harburger Berge lehrt der Musiklehrer Josef Ecker einer Horde Nordlichter das Jodeln. Anfängliche Unsicherheiten sind rasch beseitigt, und spätestens abends sind die Lernenden sich einig: Bayern kann ja auch ganz toll sein – solange man bereit ist, sich zum Spacken zu machen
Im Staatstheater wird die Zahl der Schauspieler die der Zuschauer überwiegen. Beitrag zum Festival „Theaterformen“, das in drei Wochen beginnt. Profis und mitwirkende Bürger diskutieren über Demokratie und die europäische Identität. Spektakuläre Inszenierungen zur Förderung höherer Einsicht
Die britische Komponistin Ethel Smyth ist weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl sie mit dem „March of Woman“ 1912 die Hymne der Frauenrechtsbewegung komponierte. In diesem Jahr ist Smyths 150. Geburtstag – gefeiert wird auch in Bremen
In der Hamburger Musikhalle treffen sich alljährlich die Betriebschöre zum Konzert– und zeigen, wie sich die Sänger mit ihrem Betrieb identifizieren. Oft haben die Chöre allerdings mit schwindenden Nachwuchs zu kämpfen. Und auch ein Mangel an Männern macht sich manchmal empfindlich bemerkbar