Der Beleidigte rückt auf in die Sprecherposition: Theo van Gogh war kein neurechter Tabubrecher, sondern vielmehr ein Provokateur, dessen Respektlosigkeit die Diskurse durcheinander brachte
Etwa 100 Jahre umfasst das soziale Gedächtnis einer Gesellschaft – und jede Generation entscheidet neu, welche moralischen Bewertungen es enthält. Der Kulturkampf um „die 68er“ ist auch ein Streit um das emotionale Erbe des Nationalsozialismus
Oranger Westen, blauer Osten – so einfach schienen sich in der Berichterstattung die politischen Lager innerhalb der Ukraine zunächst aufzuteilen. Doch während der letzten Woche hat der Konflikt um die Präsidentenwahlen das Modell einer offenen, postsowjetischen Zivilgesellschaft hervorgebracht
Schluss mit Schtetl-Romantik und (anti)jüdischen Klischees, kleinlauten Juden und unhippen Traditionen. In Amerika beweisen junge, MTV-geschulte Juden, wie sich Jüdisches mit Hipness, Religiöses mit Coolness auf einen unterhaltsamen Nenner bringen lässt. Und wie! Bald auch in Deutschland
Ayaan Hirsi Ali ist neulich zur zweitbeliebtesten Niederländerin gewählt worden. Eine Muslimin und Liberale. Schön und aufrecht. Gerade deshalb kämpft sie gegen falsche Toleranz islamischen Einwanderern gegenüber. So erreicht sie die Popularität, die ein Möllemann in Deutschland vergebens suchte
Noch ehe das zentrale Mahnmal in Berlin ans Netz des Gedenkens geht, ist es Zeit, den infantilen Streit der einzelnen Opfergruppen zu beenden. Das anscheinend unvermeidliche Mal muss für alle Opfer der Nazis offen sein. Ein klares Wort zum heutigen Holocaust-Gedenktag
Michel Friedman ist zurück. Das heißt: zurück im Fernsehen. Vier Monate nach seinem Rücktritt von allen Ämtern wegen öffentlicher Diskussionseines Privatlebens (Kokain und osteuropäische Prostituierte) arbeitet er an seiner zweiten Chance. Gibt es diese Chance da, wo er sie sucht?
Bagdad, Jerusalem, Aachen: Die Ausstellung „Ex Oriente – Isaak und der weiße Elefant“ macht eine Reise durch drei Kulturen in der Zeit um 800. Die Zeit um 2003 mischt dabei notwendigerweise mit
Hysterie und Splatter: Bisher war die Auferstehung im Fleische ein Vorrecht von Jesus Christus. Nun versucht es auch Mel Gibson mit seinem Film „Passion“ und tritt damit einen ideologisch heftigen Streit um christliche Propaganda und Antisemitismus los
Der Kanon des Glaubwürdigen wandelt sich: Viel mehr als in früheren Jahren betonen neue Spielfilme über die Verbrechen der NS-Zeit, dass sie auf historisch Verbürgtes zurückgehen. So auch der von Artur Brauner unter vielen Schwierigkeiten produzierte Film „Babij Jar –-Das vergessene Verbrechen“
Der Kampf der Kulturen fällt aus: Die Deutschen sind seit dem 11. September 2001 islamfreundlicher und aufgeklärter als ihre europäischen Nachbarn. Der Dialog der Kulturen hat dennoch ein Problem: Wir machen immer nur den Westen für den desolaten Zustand der arabischen Welt verantwortlich
Eine Partei wie eine Rockband: Eduard Limonow, russischer Schriftsteller, kämpft im Gefängnis weiter für eine national-bolschewistische Revolution. Sein neues Werk „Das Buch des Wassers“ liest sich wie seine Memoiren
Beim Dirigenten Christian Thielemann verbindet sich eine konservative Weltanschauung mit konservativer Kunstauffassung. Vom Klassik-Feuilleton wird er dafür zur musikalischen Leitfigur emporgeschrieben. Anzeichen für einen Stimmungswandel?
Schriften zu Zeitschriften: „Die Aktion“, Zeitschrift für Politik, Literatur, Kunst, dokumentiert einen französischen Streit über André Breton und den Surrealismus. Ist die Bewegung Urheber des 11. Septembers, wie Jean Clair behauptet?