Die Freiheit des Wortes verschlug den alten Dichtern die Sprache. Die jungen zuckten mit den Achseln – und die polnische Literatur nach der Wende war stumm. Erst die Aufgabe der Opferidentität und die Entdeckung der eigenen Nachbarn hat das literarische Leben in Polen wieder zum Pulsieren gebracht
Wolfgang Schäuble und sein nüchterner Rechenschaftsbericht über seine Zeit als CDU-Chef, „Mitten im Leben“. Das Buch enthält kein einziges Foto. Denn Bilder könnten womöglich den Blick auf die Gefühle des Menschen Wolfgang Schäuble freigeben
Ist die deutsche Literaturkritik provinziell? Und wie lässt sich die Bücherwelt neu inszenieren? Ab Mittwoch ist die Zeitschrift „Literaturen“ am Kiosk zu haben. Vorab ein Gespräch mit dem Redakteur Jan Bürger und der Chefredakteurin Sigrid Löffler
Being Benjamin von Stuckrad-Barre: Der Popliterat über sein neues Leben als Blackbox und peinliche Auftritte im Fernsehen, über den Medienbetrieb aus der Innenansicht, seine Leiden an der Öffentlichkeit und den Vorwurf der Distanzlosigkeit zur eigenen Person. „Aber es bleibt beim Leben in Schande“
Die Schrift als Kolonist des Denkens und Motor sozialer Desintegration: Zu Friedrich Nietzsches wegweisenden Erkenntnissen zählt, gesellschaftliches und individuelles Selbstverständnis als Oberflächenphänomen der medialen Infrastruktur zu begreifen
Von dem ausgedachten Volk der Khuza auf der „7 Hügel“-Ausstellung bis zu dem Potemkinschen Stadtleben der DDR: Der schöpferische Umgang mit der Wahrheit war schon immer kulturstiftend. Und bei genauerer Betrachtung erweisen sich viele Fakes als Plagiate – von anderen Fakes nämlich
Er hat die Sex Pistols erfunden und dem Punk die Hosen genäht: Jetzt wird Malcolm McLaren im Karlsruher ZKM mit „The Casino of Authenticity and Karaoke“ auch als Multimedia-Künstler gefeiert
Goldene Zeiten für Literatur (XIII): Deutsche Schriftsteller produzieren wieder eine Ironie, die auf einer Normalität ruht, für die sich keiner mehr schämt
Vom reinen Privatvergnügen hat es die Pornografie über das Fernsehen in den Kino-Mainstream geschafft. Ihre Nacktheit ist weder überhöht noch fetischistisch noch utopisch. Ernüchtert und verzweifelt zelebriert sie die totale Öffnung des Körpers. Über den post-pornografischen Blick im Kino
Alle reden von der digitalen Technik, aber was genau bedeutet sie eigentlich für das Kino? Die Major Companies basteln bereits an ihren neuen Monopolen, und Regisseur Mike Figgis hat mit den kleinen Kameras einen viergeteilten Hollywood-Film in „Echtzeit“ gedreht: „Timecode 2000“
Bürgerkind, Skeptiker, Ideengeschichtler: Für Isaiah Berlin blieben seine jüdische Herkunft und die Migration Beleg der Zerrissenheit des Menschen. Michael Ignatieffs Berlin-Biografie liest sich indessen wie eine kunstvoll verschlungene Erzählung
Die Berliner Ausstellung „7 Hügel“ zeigt „Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts“. Dazu gehört der modernste humanoide Roboter der Welt: P3 kann freihändig auf einem Bein stehen – wird der Mensch nun doch ersetzbar?von SEBASTIAN HANDKE
Brückenschlag zwischen den Jahrtausenden: Tate Modern, der Erweiterungsbau zur Londoner Tate Gallery, ist mehr als eine Kraftzentrale der zeitgenössischen Kunst. Mit dem Umbau durch das Architektenduo Herzog & de Meuron wurde das gesamte Stadtviertel aufgewertet
Für „Ortegas Finale“ versteckt sich der amerikanische Schriftsteller Stewart O’Nan hinter dem Pseudonym James Coltrane. Das Buch ist ein Remake von Hemingways „Wem die Stunde schlägt“ und zeigt wieder jenen O’Nan, der sich für seine Literatur am liebsten in der amerikanischen Popkultur bedient
Zeppelinheim – einst erbaut für die Arbeiter der Luftschiffwerke. Zeppelinheim – bald evakuiert für den Ausbau des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens? Ein Ort, gewachsen mit dem Lärm, zerstört durch den Lärm ■ Von Heide Platen
Mit „Körper“ von Sasha Waltz eröffnete das neue Ensemble der Berliner Schaubühne sein Programm. Das Stück ist ein Ritual der Reinigung und der Bruch mit der abgelagerten Theaterliteratur. Allein die Tänzer, ihre Körper nehmen das Theater in Besitz ■ Von Katrin Bettina Müller
Der Ehrenhandel in der CDU: Warum riskiert ein anerkannter Politiker wegen ein paar windiger Finanztransaktionen sein gesamtes Ansehen als Parteiführer und gewichtiger Staatsmann? Was sich aus dem Schweigen des Ex-Kanzlers lernen lässt ■ Von Ludgera Vogt
Was wäre aus diesem oder jenem geworden, wenn die Mauer noch stünde? Aus Thomas Brussig wohl auch ein Schriftsteller – ob ein unveröffentlichter, lässt sich nicht mehr feststellen. Ein Lebenslauf ■ Von Anke Westphal