D O K U M E N T A T I O N MedienOst Während des Solidaritätsbasars der DDR– Journalisten auf dem Ostberliner Alexanderplatz am vergangenen Freitag verteilten Mitglieder der Initiative folgende, jetzt leicht gekürzte Protestschrift. Ihre Glasnost–Aktion Nach unserer Erfahrung kranken die Medien in der DDR von jeher an folgendem: - ausführliche Protokollberichte der Staatszeremonien und der politischen Rituale ohne jeden Informationsgehalt; nebulöse Kommentierung statt Sachinformation; Manipulierun und Ignoranz gegenüber relevanten und brisanten Konflikten; Existenz von Tabuthemen, die in anderen Ländern längst keine mehr darstellen; weiße Flecken in der Berichterstattung; Diffamierung statt sachli cher Publikationen; „Reservierung“ von ständigen Rubriken in allen Bereichen für politische Stammkader; sprachliche Unkultur. Diese Feststellungen gelten mit Einschränkungen ... für alle journalistischen Genres in der DDR und sind für uns um so bedrückender, weil es bekannt ist, daß in anderen sozilistischen Ländern die Journalisten zunehmend zu ihrer Berufsverantwortung finden. Auch im Jubeljahr der DDR, der 750–Jahrfeier Berlins, geht diese Entwicklung (gemeint sind die Glasnost– und Perestroika–Entwicklungen in der Sowjwetunion, d.Red.) an den hiesigen Medien vorbei: Die verlogene Berichterstattung über die Pfingstereignisse am Brandenburger Tor, die zudem noch zwei Tage später erfolgte, ist nur eines von vielen Beispielen. Wer zwingt die DDR–Journalisten zu Halbwahrheiten und Entstellunen: Es gibt keine Zensur! Das tatsächlich existierende Netz von Unterstellungsverhältnissen, Abhängigkeiten, Bevormundungen, ideologischen Vorgaben, das die unabhängige journalistische Arbeit verhindert, wird sich nicht von heute auf morgen ändern lassen. Es wird aber auch nicht durch bloße Hoffnung auf Reformveränderungen von oben verschwinden. Dazu bedarf es u.a. der Ehrlichkeit und Zivilcourage eines jeden Journalisten, der journalistischen Sauberkeit, der wahrheitsgetreuen Publizistik sowie derEntwicklung eines schöpferischen Meinungsstreits in der Gesellschaft. Mitglieder der Initiative