Der in New York lehrende Soziologe und Historiker Jan Tomasz Gross hat mit seinem Buch über das Pogrom von Jedwabne in Polen eine heftige Debatte über den polnischen Antisemitismus entfacht
Eine Gesellschaft oder Gemeinschaft, die den Kritiker sofort einen Psychopathen nennen muss, der sogar sein Aussehen und Habitus als verdächtig gilt, steckt selbst in Problemen. Anmerkungen zum Deutschlandbesuch von Norman G. Finkelstein
Von linken Nestbeschmutzern, rechten Schlussstrichziehern und Schmetterlingssammlern: Peter Steinbach, Rafael Seligmann und Sten Nadolny diskutierten mit Norman Finkelstein über seine Thesen von der „Holocaust-Industrie“. Ein instruktiver Abend – aber nicht wegen der Hauptperson
Rückkehr nach Europa (III): Rumäniens Schatten der Vergangenheit wächst. Obwohl die jüdische Minderheit auf ein Häuflein alter Leute geschrumpft ist, wird sie für alles Scheitern bis hin zur postkommunistischen Verelendung verantwortlich gemacht
Rückkehr nach Europa (II): Die Medienpolitik der „positiven Diskriminierung“ ermöglicht es Abgeordneten vom rechten Rand, rassistisches und antisemitisches Gedankengut öffentlich zu machen. Der Hass gilt Liberalen und „Interkosmopoliten“
Wien, das waren das Sacher, Paul Hörbiger und das Burgtheater, das waren die netten Chefportiers und die Staatsoper. Wien blieb Wien – auch nach dem Zweiten Weltkrieg. Dann kam Jörg Haider, und jetzt ist Schluss mit der Nostalgie. Ein Abgesang
Imitation statt Interpretation, Erstarrung statt Erzählung: Der Regisseur Joseph Vilsmaier hat aus Marlene Dietrichs Leben einen eingedeutschten Metamythos fabriziert. Der Dietrich kann „Marlene“ nichts anhaben
■ 1961 wurde Adolf Eichmann in Jerusalem zum Tode verurteilt. Von seinem Prozess existieren insgesamt 350 Stunden bisher unveröffentlichtes Filmmaterial. Der junge israelische Regisseur Eyal Sivan verwendete Teile davon für seine Dokumentation „Ein Spezialist“
Der politische Alternativkarneval im Rheinland feiert sich selbst, belacht das rot-grüne Elend in Bonn und hat seinen Skandal in Köln ■ Aus Aachen, Bonn und Kölle Bernd Müllender
„Wenn freilich die Lampe in meinem Zimmer brennt...“ Der Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger gibt Zeugnis einer unterbrochenen, doch ungebrochenen Liebe zwischen den ungleichen Philosophen. Eine Beziehung am Holzweg ■ Von Marie Luise Knott
Sein Vater war Jude und hat 1941 Selbstmord begangen, ihr Vater war SS-Offizier. Gerhard Müller und Hannelore Primus sind ein Paar. Für den Umgang mit der Vergangenheit haben sie sich therapeutische Hilfe gesucht ■ Aus Bad Soden Jens Rübsam
Martin Walser und das Wegschauen. In der Debatte über das Gedenken muß den Gefahren paradoxer Reaktionen Rechnung getragen werden. Nachbeugende Analeptika zur deutschen Gedächtniskultur ■ Von Daniele Dell'Agli
Sein Projekt war die Entzifferung der Fremde. Die Angriffe des Poststrukturalismus überstand Claude Lévi-Strauss, der Entdecker des „wilden Denkens“, mühelos. Der wissenschaftliche Schriftsteller und letzte Abgesandte der Republik des Geistes wird 90 ■ Von Walter van Rossum
In Polen gehören Demonstrationen und Straftaten von Rechtsradikalen zum Alltag. Antifaschistische Gruppen versuchen sich dagegen zu wehren. Doch den ganz heterogenen Organisationen fehlt der nötige Rückhalt ■ Aus Warschau Gabriele Lesser
Bitte keine Generalweltanbrennung! Theodor Fontane, der morgen vor hundert Jahren starb, war als Bürger ein unsicherer Kantonist: stockkonservativ und antisemitisch. Seine Werke aber gehörten zur „Moderne“ und wiesen voraus ins 20. Jahrhundert ■ Von Bernd Balzer