■ „Denke ich zurück an die ersten Tage des Exils in Antwerpen, dann bleibt mir die Erinnerung eines Torkelns über schwankendem Boden. Schrecken war es allein schon, daß man die Gesichter der Menschen nicht entziffern konnte. War das Lächeln des Polizeibeamten, der unsere Papiere kontrollierte, gutmütig, indifferent oder höhnisch? War seine tiefe Stimme grollend oder voll Wohlwollens? Ich wußte es nicht. Meinte es der alte bärtige Jude, dessen gurgelnde Laute ich immerhin als Sätze aufnahm, gut mit uns oder waren wir ihm verhaßt, weil wir durch unsere bloße Anwesenheit im Stadtbild eine schon fremdenmüde, von Wirtschaftsnöten geplagte und darum zum Antisemitismus neigende heimische Bevölkerung gegen ihn aufbrachten?“
■ Ausstellung von Adass Jisroel über die Zerstörung jüdischer Stätten nach 1945 eröffnet/ Erhaltenswerte Synagogen wurden abgerissen, Gedenktafeln montiert
Der Besuch in Auschwitz-Birkenau geriet dem Kanzler zur Pflichtübung „In deutschem Namen unsagbares Leid“ / Abschlußerklärung unterzeichnet ■ Aus Warschau Ch.Wiedemann
■ Polen gedenkt des Einmarschs der Roten Armee nach dem Hitler-Stalin-Pakt, der die vierte Teilung des Landes besiegelte / Zwei Millionen wurden deportiert
■ Mit einer 620 Kilometer langen „Baltinskaja Doroga“ aus 1,5 Millionen Menschen erinnert das Baltikum an den Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes / Sowjetpresse hält sich zurück / Polens PVAP bezeichnet den Pakt als „ungültig“ / Kundgebung auch in Bonn
Führender Nazi-Kollaborateur wurde gestern in Nizza gefaßt / Jahrelanges Versteckspiel im Schutz von rechtskatholischen Zirkeln Paul Touvier war als Milizenchef die rechte Hand des Gestapo-Chefs Klaus Barbie in Lyon / Haftbefehl wegen Geiselerschießung ■ Von Alexander Smoltczyk
Trotz Verurteilung zu lebenslanger Haft war Auschwitz-Mörder Weise auf freiem Fuß / Nach Ablehnung seiner Revision in Karlsruhe tauchte er unter ■ Von Bettina Markmeyer