Mit 750 Milliarden Euro stabilisieren EU und IWF den Euro. Werden mit dem Paket jetzt die Spekulanten abgeschreckt? Europas Anleger sind euphorisch: Die Börsenkurse steigen, die Anleihenmärkte beruhigen sich. Wird jetzt alles gut?
Der reformierte Stabilitätspakt lässt jede Menge Schlupflöcher zu, kritisiert der Wissenschaftler Michael Wohlgemuth. Investitionsprogramme bringen nichts, der deutsche Schuldenberg wird weiter wachsen
Für die US-Amerikaner bedeutet die Einführung des Euro nur den Abschied von alten europäischen Schrullen. Eine Gefahr für den Dollar sei er sicher nicht
■ Beim Börsenstart des Euro in Frankfurt feiern Banker und Makler den „historischen Tag“. Ein Fondsmanager: „Die Bedeutung der nationalen Indizes nimmt von Minute zu Minute ab“
■ Deutschland zahlt der Europäischen Union 20 Milliarden Mark mehr, als es am Ende wieder herausbekommt. 1,4 Pfennig von jeder Mark Mehrwertsteuereinnahmen landen in Brüssel
■ Wie wird man dem selbstgesetzten Superlativ einer als „historisch“ angekündigten Parlamentsdebatte gerecht, wenn sich die Kontrahenten zum Thema doch alle einig sind? Der Kanzler macht sich selbst überflüssig und verabschiedet sich mit Dank an die Vorgänger – seinen großen Abgang aber hat er gestern endgültig verpaßt. Und die Opposition? Die Sozialdemokraten bekräftigen ihre entschiedene Ambivalenz zum Euro. Joschka Fischer verlangt, die europäische Integration überzeugend voranzutreiben.
■ Der Euro lockt, und die Regierungen der meisten Mitgliedsstaaten der EU haben ihren Ländern einiges abverlangt, um die Kriterien für ein Ticket zur Europäischen Währungsunion einzuhalten. Gestern lagen die Konvergenzberichte von elf EU-Mitgliedern komplett vor: Alle Teilnahmewilligen blieben unter der 3-Prozent-Marke. Der deutsche Wirtschaftsminister konnte stolz den Traumwert von 2,7 Prozent Neuverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt verkünden. Aber um welchen Preis? Bezahlt haben die Kanken die immer mehr für ihre Medikamente drauflegen müssen. Bezahlt haben auch die Arbeitnehmer durch steigende Rentenversicherungsbeiträge. Und für Schienen, Gebäude und Schulen ist auch nichts mehr da.