■ Michail Gorbatschow hat dem irakischen Außenminister Tarik Asis einen „konkreten“ Friedensplan unterbreitet. Bush nicht eingeweiht. Kann Bodenkrieg abgewendet werden?
■ Im Nordirak fallen die Bomben nicht zuletzt auf die Städte der Kurden. Dennoch unterstützt die irakisch-kurdische Opposition den Krieg gegen Saddam Hussein: Von seinem Sturz erhofft sie sich Demokratie und die langersehnte Autonomie.
■ Völlig überraschend kündigt Bagdad die Möglichkeit eines Rückzugs aus Kuwait an/ Die Erklärung ist hinsichtlich der Bedingungen interpretationsfähig/ Sowjetunion soll den irakischen Umschwung eingefädelt haben/ Irakischer Außenminister Asis wird am Sonntag zu Gesprächen in Moskau erwartet
■ Noch während die letzten Toten aus dem zerstörten Bunker geborgen und die ersten schon beerdigt werden, rechtfertigt sich die militärische Führung der US-Streitkräfte mit wohlabgestimmten Statements. Die erste Sitzung des Sicherheitsrats zum Golfkrieg findet hinter verschlossenen Türen statt.
■ Heute stellen die fünf neuen Länderchefs ihre Finanzforderungen an Bund und alte Bundesländer vor. Denn auch mit den zehn Möllemann-Milliarden wäre die Katastrophe nicht abwendbar, ebensowenig mit fünf Milliarden Mark aus dem Fonds Deutsche Einheit.
■ „Drahtzieher“ der Demokratiebewegung vor anderthalb Jahren sollen sie gewesen sein, die beiden Wirtschaftswissenschaftler, die gestern in Peking zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt wurden.
■ Gemäß dem alten arabischen Sprichwort tragen nicht wenige irakische Frauen dieser Tage ihr goldenes Brautgeschmeide zum Händler, um die teurer gewordenen Lebensmittel bezahlen zu können. Das Leben in der Hauptstadt hat sich „normalisiert“, obwohl die Bombenangriffe weitergehen. Benzin gibt es zwar nicht mehr zu kaufen, aber die Busse fahren, und neue kleine Stadtteilmärkte sind entstanden.
■ Bislang hatte von allen Ländern Japan am unbekümmertsten sein Atomenergieprogramm durchgezogen. Vielleicht ist es jetzt damit vorbei, nachdem am Samstag im AKW Fukui bei Osaka ein Rohr platzte und große Mengen Radioaktivität in die Luft entwichen.
■ Die Litauer sollen heute nach dem Willen ihrer Regierung auf die Frage antworten, ob sie für die Unabhängigkeit sind. Die Sowjetarmee führt just zu diesem Termin Manöver im Baltikum durch.
■ Heute treten die Repräsentanten der jugoslawischen Republiken zu einer Krisensitzung zusammen, um sich über die Zukunft des Vielvölkerstaates zu beraten. Der Zerfall Jugoslawiens indes scheint durch die Austrittserklärung Sloweniens unausweichlich.
■ Die Zahl der Arbeitslosen in den neuen Bundesländern ist auf eine neue Rekordmarke geklettert. „Wir stehen vor einem Beschäftigungstal“, kommentierte BfA-Präsident Franke die aktuelle Statistik. Im Westen expandiert indes die Beschäftigung ungebrochen stark.
■ Nur schleppend kommt der Aufbau von Justizverwaltungen und Gerichten voran. Noch ist unklar, wie viele der ohnehin wenigen Richter und Staatsanwälte weiter amtieren können. Aber Brandenburgs Justizminister Bräutigam will keine „Besatzungsjustiz“.
■ Geradezu modellhaft bildete der dramatische Sitzungsverlauf der Frauenkonferenz gegen den Golfkrieg in der UNO-Stadt Genf die ideologischen Fronten selbst bei pazifistischen Frauen ab.
■ Mindestens 30 Soldaten des Flugabwehrraketengeschwaders in Bremervörde haben angesichts der bevorstehenden Teilverlegung ihrer Einheit in die Türkei den Kriegsdienst verweigert. In Bonn bastelt man derweil an einer Änderung des Grundgesetzes.
■ Der Golfkrieg wirft seine Schatten auch auf das Leben hier. Er erschwert das Zusammenleben von Ausländern und Deutschen, von Christen und Moslems. Meldeauflagen, feindselige Blicke und Anschläge auf Flüchtlingsheime häufen sich.
■ Offenbar versucht Bagdad, die alliierten Truppen in den Landkrieg hineinzuziehen. Vom US-amerikanischen Oberkommando werden die Gefechte auf saudischem Boden heruntergespielt.
■ Der Kampf am Golf lohne sich, und man sei auf dem richtigen Weg — so lautete am Dienstag abend die Botschaft des obersten Kriegsherrn der USA an das Volk. Für die neue Weltordnung dürften die USA als moralische Führungsinstanz kein Mittel scheuen — so Bush während seiner von anhaltendem Applaus begleiteten Rede zur Lage der Nation.
■ Bagdads Infrastruktur ist offensichtlich erheblich zerstört worden. Die Bevölkerung der irakischen Hauptstadt ist jedoch nicht völlig demoralisiert — so jedenfalls der Eindruck unseres Korrespondenten, der sich nach Tagen wieder gemeldet hat. Auch dieser Text unterlag einer Zensur.
■ Niemand weiß genau, ob der irakische Diktator ABC-Waffen einsetzen kann. Daß er vor ihrem Einsatz nicht zurückschreckt, hat er gegen den Iran gezeigt. In den USA wird derweil der Einsatz von Atombomben diskutiert.
■ 200.000 Menschen oder mehr haben am Samstag in Bonn gegen den Golfkrieg demonstriert. Nach den Auseinandersetzungen der letzten Tage um Pazifismus und den Schutz Israels achteten die RednerInnen darauf, das Leid zu betonen, das der Krieg für alle Menschen bringt, in Israel wie im Irak und in Kuwait.