■ Bleierne Reden, vollgestopfte Metaphorik: Slobodan Šnaiders balkanozentristische Geschichtskonstruktion „Windsbraut“ wurde im Schauspielhaus Bochum uraufgeführt. Bloß am Ende ein kurzer, schüchterner Windstoß
■ Aus Söhnen werden Väter: Gestern noch Regie-Jungstar, leitet Stefan Bachmann seit dieser Spielzeit das Theater in Basel. Ein Gespräch über Jugendkultur und Apokalypse, Großstadtoasen in der Provinz, Frank Cas
Theatralisches Dörrobst: In Leipzig scheitert der Versuch, Ingo Schulzes „Simple Storys“ für die Bühne zuzurichten und aus der Groteske eine Tragödie zu pressen ■ Von Nikolaus Merck
■ Kokeleien eines preisgekrönten Nachwuchses: An den Münchner Kammerspielen brachte Jan Bosse Marius von Mayenburgs Inzest- und Elternmörderdrama "Feuergesicht" zur Uraufführung
Was also kann man lernen, um ein selbständiger Mensch zu werden? Den Zweifel und den Optimismus (Ein junger Mann traf Brecht...). Peter Palitzsch, ein Regisseur des politischen Theaters, wird heute 80 Jahre alt. Einen persönlichen Blick auf sein Leben wirft ■ Christoph Nix
„Auf der Politik kenn' ich mich nimmer aus“: Frank Castorf inszeniert eine Textauswahl des radikalen Dichters Johann Nepumuk Nestroy am Burgtheater und gibt in Wien ansonsten den romantischen Rebellen – eine Posse mit Gesang und mäßigem Vergnügen ■ Von Uwe Mattheiß
Mönche in Ganzkörperlampions, Forscher mit Picard-Appeal und taumelnde Tänze als Trockenübung ohne Musik: In Nordhausen inszenierte Armin Petras Brechts „Leben des Galilei“ als gruppendynamisches Dranbleiben in einer Funny Starship Picture Show ■ Von Petra Kohse
Peter Stein zeigt Botho Strauß, der wieder Paare und Passanten beobachtet hat: „Die Ähnlichen“ an der Josefstadt uraufgeführt. Andere machen daraus Kabarett! ■ Von Uwe Mattheiß
Gaston Salvatore fragt mit „Heß“ nach der Stumpfheit nationalsozialistischer Pflichterfüller. Jetzt wurde das biographische Personendrama in Weimar uraufgeführt ■ Von Hartmut Krug
■ Die Schaubühne warf im Berliner Hebbel Theater die Repräsentationsmaschine an. Edith Clever führte Regie und brachte zwei Texte von Botho Strauß zur Uraufführung: „Jeffers Akt I & II“
■ "Berliner Ermittlung" - Anhand des Textes von Peter Weiss über den Auschwitz-Prozeß wollen Esther und Jochen Gerz in Berliner Theatern "den Raum des Täters neu definieren"
Ist dies der Beginn eines Alterswerkes? Ausgerechnet anhand von Sartres „Schmutzigen Händen“ beginnt sich Frank Castorf für das Menschliche zu interessieren. Das Politische verwischt in der Berliner Volksbühne dabei ins Irgendwie, dafür blinkt rührender Glamour ■ Von Petra Kohse
■ Schlimm ist es, wenn jemand wieder anfängt zu hoffen: Oliver Bukowskis Stück über eine Wohnwabennachbarin und Ernst M. Binders Uraufführung in Schwerin: "Nichts Schöneres"
■ Menschen lieben Kühlschränke und lösen ihre Sprache auf: Gerardjan Rijnders hat am Schauspiel Bonn das szenische Projekt „Malstrom“ nach Edgar Allen Poes Erzählung realisiert
■ Haßminister auf Friedenskurs oder Das Kampfgeschehen, revisited. Am Schauspielhaus Hamburg inszenierte Anselm Weber ein autorisiertes Best-of-Set von Rainald Goetzens "Krieg"
Keine Atempause: Geschichte wird gemacht. Auch in der Theaterwissenschaft, wo es mit Materialsammeln und Aufschreiben schon lange nicht mehr getan ist. Ein Blick auf zwei Methoden, über Theater von gestern zu sprechen und die Welt als Bühne zu betrachten ■ Von Karin Jansen