Etwa 100 Jahre umfasst das soziale Gedächtnis einer Gesellschaft – und jede Generation entscheidet neu, welche moralischen Bewertungen es enthält. Der Kulturkampf um „die 68er“ ist auch ein Streit um das emotionale Erbe des Nationalsozialismus
Volker Schlöndorff hat mit „Der neunte Tag“ einen Film gedreht, der die Sicht eines KZ-Häftlings nachzuahmen versucht. Ein Gespräch mit dem Regisseur über Geschichte und Fiktion, vermeintliche Darstellungstabus und entschleunigte Bilder
Hitler, ein Meister des Schnapplauts: Mit „Der Untergang“ haben Bernd Eichinger und Oliver Hirschbiegel die letzten Tage des Dritten Reiches verfilmen wollen. Herausgekommen ist ein Hybride aus Überwältigungsdrama und Sekretärinnenperspektive
Wage das entzaubernde Wort: Jean Améry hat oft geklagt, der Kulturbetrieb lasse ihn nur als „Parade-Opfer“ gelten. Nun ist der Auschwitz-Überlebende als Prosaautor und Philosoph neu zu entdecken – anhand der Werkausgabe und einer Biografie
Das Klima der Ambiguität in einem Land, das sich traditionell als Opfer der Geschichte sieht: Ein Gespräch mit dem im amerikanischen Exil lebenden rumänischen Schriftsteller Norman Manea über den Holocaust, den Kommunismus und die unbewältigte Vergangenheit in seiner Heimat Rumänien
Die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ nähert sich ihrem triumphalen Ende, noch bis Ende März wird sie in der Hamburger Kampnagelfabrik zu begutachten sein. Ende März wandert sie schließlich ins Depot des Bundesarchivs. Aber die Kontroversen bleiben. Und das ist ihr größtes Verdienst
Ihr Lebenswerk ist der Kampf um das Holocaust-Denkmal. Wenn es darum geht, ist Lea Rosh nicht zimperlich. Fragen nach dem Warum regen sie auf. „Was soll das“, sagt sie, „ich nehme mir das Recht, mich zu engagieren.“ Rosh’ Gegner nennen dieses kämpferische Engagement Profilierungssucht
Noch ehe das zentrale Mahnmal in Berlin ans Netz des Gedenkens geht, ist es Zeit, den infantilen Streit der einzelnen Opfergruppen zu beenden. Das anscheinend unvermeidliche Mal muss für alle Opfer der Nazis offen sein. Ein klares Wort zum heutigen Holocaust-Gedenktag
Die Garnisonkirche stand für preußischen Militarismus. Stehen soll sie wieder, aber nicht mehr dafür. Wofür dann? Die schrecklich netten Potsdamer suchen die „guten Seiten“
„Die Wölfe“, ein Stück des NS-Dichters Hans Rehberg, wird nun doch aufgeführt. So fruchtbar die NS-Aufarbeitung sein kann – sie ist ein Selbstläufer im Buhlen um Aufmerksamkeit geworden
Impliziert die Menschenwürde einen würdelosen „Nichtmenschen“? Giorgio Agamben führt seinen Essay „Homo sacer“ fort und analysiert die biopolitischen Bedingungen, die den Menschen seiner Menschlichkeit berauben: „Was von Auschwitz bleibt“
Der Kanon des Glaubwürdigen wandelt sich: Viel mehr als in früheren Jahren betonen neue Spielfilme über die Verbrechen der NS-Zeit, dass sie auf historisch Verbürgtes zurückgehen. So auch der von Artur Brauner unter vielen Schwierigkeiten produzierte Film „Babij Jar –-Das vergessene Verbrechen“
Verweigerungsarbeit: In Berlin zeigt die Ausstellung „Wonderyears“, wie die aktuelle israelische Kunst nach Möglichkeiten sucht, sich ohne ritualisiertes Gedenken an den Holocaust zu erinnern
Goebbels wollte ein Heldenepos: Die Niederlage von Stalingrad sollte sich als Untergang der Nibelungen darstellen. Frontmaler zeichneten ein anderes, nicht minder mythenbewehrtes Bild