„Rosenfest“: Andreas Baader heißt hier Hänsel, Gudrun Ensslin ist Gretel. Wie der 31-jährige Schriftsteller Leander Scholz mit einem Liebesroman die 68er endgültig zum Schweigen bringen wollte. Und wie er durch kleine taktische und große erzählerische Schwächen genau das Gegenteil erreichte
Geschichte wird gemacht (es geht voran): Neue Bücher rekapitulieren Aufstieg und Karriere der HipHop-Kultur in Deutschland. Trotz geheimwissenschaftlicher Attitüde und zu viel Vertrauen in „oral history“ bieten sie Einblicke in den Bauch der Subkultur
Der Philosoph Friedrich Kittler beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen „Kriegsgeschichte und Kulturgeschichte“. Bei ihm treten eurasische Denker als Kämpfer mit neuen Waffentechniken auf
Ingrid Caven ist Sängerin, Schauspielerin und war mit Fassbinder verheiratet. Jetzt ist sie auch noch Romanfigur. Durch das biografische Buch ihres Lebensgefährten Jean-Jacques Schuhl wurde Ingrid Caven in Frankreich endgültig zum Kultstar. Ein Gespräch über Björk, Baader-Meinhof, die 70er und eine merkwürdige Fassbinder-Hinterlassenschaft
Die neuen Erzähler sind die Aufsichtsräte und Analysten: Als Anhängsel der New Economy findet der Literaturbetrieb im Electronic Media Center der Frankfurter Buchmesse zurück zur epischen Form
Wolfgang Schäuble und sein nüchterner Rechenschaftsbericht über seine Zeit als CDU-Chef, „Mitten im Leben“. Das Buch enthält kein einziges Foto. Denn Bilder könnten womöglich den Blick auf die Gefühle des Menschen Wolfgang Schäuble freigeben
Being Benjamin von Stuckrad-Barre: Der Popliterat über sein neues Leben als Blackbox und peinliche Auftritte im Fernsehen, über den Medienbetrieb aus der Innenansicht, seine Leiden an der Öffentlichkeit und den Vorwurf der Distanzlosigkeit zur eigenen Person. „Aber es bleibt beim Leben in Schande“
Ein Literaturprojekt geht seinem Ende zu: „Schröder erzählt“ ist die Autobiografie Jörg Schröders, der mit den Publikationen seines MÄRZ Verlags achtzehn Jahre lang die politisch-literarisch-künstlerische Gegenkultur in der Bundesrepublik geprägt hat
Bücherkultur, bundesrepublikanisch: Der Suhrkamp Verlag wird fünfzig. Noch immer gilt der Verleger Siegfried Unseld seinen Angestellten als Patriarch alter Schule – auch wenn sich das Unternehmen mehr an der neuen Marktsituation orientieren muss
Goldene Zeiten für Literatur (I): Der Hype um die jungen Schriftsteller will verarbeitet sein. Was dem Betrieb nicht gelingtAbfall für alle? Die neue deutsche Literatur: Schnell geschrieben? Schnell gelesen? Schnell weggeworfen?Eine Artikelreihe über Popliteraten, Jungschriftsteller, Markterfolge und die Folgenvon DIRK KNIPPHALS
Die Aufregung um die jüngste deutsche Literatur war groß. Nach dem langen Jubel fürchtet die Branche jetzt eine Trendwende. Doch: Ende des Medienhypes heißt nicht Ende des Erfolgs. Eine Bilanz zur heute beginnenden Frühjahrsbuchmesse in Leipzig
„ ‚Heimweh‘, ja, das kauf ich mir.“ Tim Staffel ist der Amokläufer unter den jüngeren deutschen Autoren. Sein neuer Roman aber ist eine Suche nach der Liebe und einem Ende der Gewalt
Der Kulturjournalist Florian Illies macht Vorschläge zu einer aktuellen Selbstverständigungsdebatte. Er beschreibt die „Generation Golf“. Oder war es die Generation Nutella? Sein Buch kann sich nicht recht entscheiden, ob es Farce oder Kuckucksei sein will ■ Von Dirk Knipphals
Sand oder Öl im Getriebe – hat sich Günter Eich in der Nazi-Zeit der Propaganda gebeugt? Seine frühen Rundfunkjahre geben bis heute Anlass zu Debatten in der Literaturwissenschaft. Ein neues Buch belegt jedoch : Eichs Hörfunkarbeit taugt nicht zur Polemik ■ Von Peter Walther
Glücksmöglichkeiten lauern überall. Aber auch die Angst, die Amokläufer und der Tod: Die Autorin Alexa Hennig von Lange hat ein neues Buch geschrieben über mutige Marsmännchen, Liebessucher und eifernde Turnschuhfetischisten. Ein Porträt ■ Von Volker Weidermann
Sie sind, wie andere Frauen auch, für die Hausarbeit zuständig. Doch die „Gattinnen – Die Frauen der Elite“, die Tomke Böhnisch Rede und Antwort standen, glauben eine gesellschaftliche Anerkennung zu erfahren, die anderen Schichten versagt bleibt ■ Von Brigitte Werneburg
In seinen Träumen gescheitert, beruflich halbwegs erfolgreich, sozial verwirrt, emotional überfordert und unglücklich – das ist der Held in dem neuen Roman von Doris Dörrie. Das Komische ist: Bald findet man diesen notorischen Lebenskrisler sympathisch ■ Von Dirk Knipphals