Artenschutz in den USA: Federtier oder Schiefergas?
Ein Fasanenvogel ist die Hoffnung der Fracking-Gegner im Norden der USA. Das gefährdete Beifußhuhn könnte sogar den Senatswahlkampf mitentscheiden.
![](https://taz.de/picture/102133/14/beifusshuhn_ap.jpg)
Was haben Feldhamster, Hufeisennase und Juchtenkäfer gemeinsam? Naturschützer wie Projektentwickler nennen sie „planungsrelevante Arten“. Regelmäßig bremsen diese Tiere große Bauvorhaben. Oder stoppen sie auch.
Der Juchtenkäfer ist so zum Wappentier des S21-Widerstands geworden, die Hufeisennase, eine kleine Fledermaus, hätte fast die Waldschlösschenbrücke verhindert, und der Feldhamster ist ohnehin das Schreckgespenst aller Bürgermeister, die Umgehungsstraßen bauen oder Großgewerbe ansiedeln wollen.
Man möchte meinen, in den großen Weiten Nordamerikas seien solch tierische Verhinderer seltener. Doch haben Juchtenkäfer & Co. dort einen fernen Verwandten: Das Beifußhuhn könnte mitentscheiden, wer im US-Senat nach den Wahlen im November die Nase vorne hat: Demokraten oder Republikaner? Um seinen Schutz kämpfen besonders Fracking-Gegner in den USA.
Der Vogel, wissenschaftlich Centrocercus urophasianus, gehört zur Familie der Fasane. Es ist vor allem für seinen ungewöhnlichen Paartanz im Frühling bekannt, die Männchen plustern dabei ihre weißen Halskrausen und geben ein seltsames Trällern von sich. Der auch bei Jägern beliebte Vogel ist ein Präriebewohner, der zwischen Beifuß lebt und sich davon ernährt.
Empfohlener externer Inhalt
Sein Bestand ist aber inzwischen gefährdet, in fünf US-Staaten ist er bereits ausgestorben, was mehrere Ursachen hat: Jagd, stärkere Beweidung seines Lebensraum, und das West-Nil-Virus, eine Vogelseuche, die sich seit Jahren über Nordamerika ausbreitet. Nun erwägt die Regierung in Washington auf Druck von Umweltgruppen, das Huhn auf die Liste der gefährdeten Arten zu setzen.
Doch damit würde das Beifußhuhn amtlich zu „planungsrelevanten Art“ erhoben. Denn große Populationen lassen sich in einem Dreieck zwischen Dakota, Montana und Colorado finden, genau dort also, wo nach Schiefergas geschürft wird. In Washington läuft die Fracking-Lobby schon länger Sturm gegen die Pläne. Ihr Argument: Tausende Arbeitsplätze drohen einem Huhn geopfert zu werden. Die wahlkämpfenden Senatoren haben die Spur bereits aufgenommen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!