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Arm wie die Kirchenmäuse

■ Bischof Kruse kündigt auf der West-Berliner Regionalsynode einschneidende Sparmaßnahmen an / Betroffen sind vor allem Planstellen in der Diakonie / Jugendmitarbeiter protestieren gegen die geplanten Streichungen

Obwohl es sich um die Eröffnung der kirchlichen Regionalsynode handelte, ging es in der gestrigen Eröffnungsrede lediglich ums schnöde Geld. Das Finanzplanungspapier der Synode wird aller Voraussicht nach bis zum Ende der Synode am Sonntag weiter im Mittelpunkt des Interesses stehen. Bischof Martin Kruse trug in seiner Eröffnungsrede vor, daß für die Kirche einschneidende Sparmaßnahmen unumgänglich seien. Bischof Kruse will vor allen Dingen bei den MitarbeiterInnen sparen.

Bei nur noch 900.000 Mitgliedern (1961: 1,57 Millionen) und gleichzeitiger Stellenausweitung könne es sich die Kirche nicht mehr leisten, die derzeitigen 5.500 Planstellen bis zum Jahr 2000 zu erhalten. Eine Erhöhung der Kirchensteuer könne man den Mitgliedern nicht zumuten. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres nahm die Kirche 1,9 Prozent weniger Kirchensteuern ein als im Vorjahr. Aufgrund der Steuerreform rechnet man mit einem um 11,5 Prozent geringeren Kirchensteueraufkommen gegenüber 1989. Der Haushaltsplanentwurf für 1989 sieht Einnahmen und Ausgaben von 2,2 Prozent mehr vor als im letzten Jahr.

Kirchliche MitarbeiterInnen sollen weiterhin Gehälter bekommen, die sich am Öffentlichen Dienst orientieren. Hier zu sparen, so Kruse, käme einer Abqualifizierung der MitarbeiterInnen gleich und könne einen Substanzverlust zur Folge haben. Bischof Kruse sprach sich ebenfalls dagegen aus, auf die finanziellen Rücklagen zurückzugreifen, um die Finanzkrise zu beheben. Gegen die „Tabuisierung des Zurückgreifens auf die Rücklagen bei Finanznot“ wandten sich dagegen JugendmitarbeiterInnen der Kirche, die gestern gegen die geplanten Streichungen protestierten. Die Rücklagen bestehen nach ihren Angaben aus 375 Mio. Mark.

Die Stellenstreichungen betreffen hauptsächlich die diakonisch-sozialen Arbeitsbereiche. Hier sollen allein 200 Stellen wegfallen.

taz

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