■ Argumente gegen den Transrapid: Die Magnetbahn ist ein Energiefresser
Bis Ende September will der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) 90.000 Unterschriften sammeln, damit sich das Berliner Parlament erneut mit dem Transrapid befassen muß. Die taz läßt ExpertInnen zu Wort kommen, die die Argumente für den Transrapid widerlegen.
Das Argument: Der Transrapid verbraucht weniger Energie als die Eisenbahn.
Diese Aussage ist in mehrerlei Hinsicht falsch.
1) Höherer Energieverbrauch beim Trassenbau.
Stahl und Beton sind sehr energieintensive Werkstoffe. Für Verkehrsbauwerke wird bei der Erstellung oft mehr Energie benötigt als für den Betrieb im Lauf von Jahrzehnten. Die geplante Transrapid-Trasse benötigt pro
Kilometer rund 8.000 Tonnen Stahl und Beton, für eine vergleichbare Eisenbahntrasse reichen dagegen 1.100 Tonnen.
2) Bei gleichem Tempo frißt der Transrapid mehr Energie.
Bei gleicher Geschwindigkeit benötigt der Transrapid 30 bis 40 Prozent mehr Energie als ein vergleichbarer Rad-Schiene-Zug. Dies liegt erstens am deutlich schlechteren Wirkungsgrad des Linearmotors gegenüber einem rotierenden Elektromotor. Zweitens erfordert der Transrapid eine extrem aufwendige Schaltungstechnik mit mehrfacher, verlustreicher Umformung des Stroms. Drittens wird beim Transrapid ein bis zu 2 Kilometer langer Trassenabschnitt magnetisiert, obwohl der Zug nur rund 150 Meter lang ist. Viertens benötigt der Transrapid allein für das Schweben auf der Stelle soviel Energie wie der ICE für eine Dauergeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde.
3) Mehrverbrauch durch höhere Geschwindigkeit.
Der Transrapid soll mit einer Geschwindigkeit von 430 km/h verkehren, während ICE-Züge fahrplanbedingt nur 250 bis 300 km/h erreichen. Wegen des erhöhten Luftwiderstandes ist der Energieverbrauch bei Tempo 430 um Faktor 3 höher als bei 250 km/h und somit genauso hoch wie bei Auto und Flugzeug. Deshalb ist die an sich wünschenswerte Verkehrsverlagerung von Auto und Flugzeug zum spurgebundenen Verkehr ökologisch wirkungslos, wenn die Alternative „Transrapid mit 430 km/h“ heißt. Wird jedoch eine attraktive ICE- Verbindung zwischen Hamburg und Berlin mit Fahrzeiten von 80 bis 90 Minuten geschaffen, so wird mit jedem Umsteiger von Auto und Flugzeug zum ICE die Umwelt entlastet. Martin Vieregg
Der Autor ist Diplom-Kaufmann. Veröffentlichung: „Analyse des Energiebedarfs im Personenverkehr des Korridors Hamburg– Berlin, unter Berücksichtigung des Vergleichs zwischen Transrapid und ICE“, März 1997
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