Eine unerwartete Form von Gegenöffentlichkeit: Leben zu erzählen ist die Stärke des neuen deutschen Dokumentartheaters. Fast wie Journalisten arbeiten heute die Regisseure – nur dass sie dabei nicht über, sondern mit ihren Protagonisten reden
Streicheleinheiten für das linke Gewissen: wie den tragikomischen Dramen des russischen Dichters Anton Tschechow durch die Sinn- und Arbeitskrisen der Gegenwart aktuelle Bedeutung zuwächst
Hemmungslose Hedonisten, Speichellecker und Erbschleicher sind das Personal der klassischen Intrigenkomödie „Volpone“. Vor allem ist Dimiter Gotscheffs Inszenierung am Deutschen Theater jedoch ein Spektakel der Schauspieler
Simone Aughterlony setzt in ihrem Stück „bare back lying“ im HAU 2 auf Lüge und Verführungskunst, bis man zwischen Wahrheit und Lüge nicht mehr trennen kann. Jeder Satz ist doppelbödig, jede Identität gerät ins Wanken
Ganzwerdung mit mehr Wille als Vorstellung: In dem Interviewband „Luk Perceval. Theater und Ritual“ erfährt das Theater eine Verklärung, mit der man nicht mehr gerechnet hat
Der Vater, ein Kälteforscher, liegt vereist in der Tiefkühltrühe. Vordergründig bemüht sich die Ich-Erzählerin um eine Erklärung für seinen Zustand. Hintergründig sucht sie Aufschluss darüber, was mit der DDR passiert ist. Bei der Schriftstellerin Annett Gröschner gefriert selbst die Zeit: „Moskauer Eis“
Wolfspässe – so hießen in der Sowjetunion die Ausweise der Unbotmäßigen. „Wolfspass“ – so betitelt der russische Volksdichter und Vorzeigedissident Jewgeni Jewtuschenko seine Autobiografie
Durchs Weltall mit Marcel Duchamp, Hans Haacke und Lucio Fontana: Die Ausstellung „Camps de Forces“ zeigt in Barcelona einen Parcours zur Geschichte der kinetischen Kunst im 20. Jahrhundert. Das Universum hat keine Löcher, sondern allerlei Motoren, die tausend Farbtupfer blitzen lassen
Von Menschen und anderen Meerschweinen: „. . . und ab die Post 2000!“ im Postfuhramt an der Oranienburger Straße zeigt die eher simple Kombination aus Nervenkitzel und Spaß
Doch zunächst torkelt er erst mal zwischen Stratosphäre und Rinnstein – als poetische Rebellion gegen das Grau in Grau seiner Umgebung. Volker Kaminskis „Söhne Niemands“
Denken im Dekor: Der britische Künstler Liam Gillick liebt Referenzen an Literatur oder Philosophie und stattet seine Ausstellungen gerne als Plattform für Utopien aus. Jetzt sind seine Arbeiten in der Galerie Schipper und Krome zu sehen
Der Schriftsteller Erri De Luca schloss sich 1968 Italiens Arbeiterbewegung und später Lotta continua an. Heute schreibt er über den Abschied. Ein Porträt ■ von Aureliana Sorrento