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POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag wird Zülfukar Çetin in der Freien Universität (Habelschwerdter Allee 45, 18 Uhr) über seine Erfahrungen sprechen, und das unter dem Titel „Dort bin ich schwul, hier bin ich Ausländer …“. Dabei geht er auf den Komplex „Homonationalismus“ ein, unter dem Aktivist_innen etwa jene Aktionen von Pegida oder AfD verstehen, bei denen Personen aus deren Umfeld andere Länder für ihren Umgang mit Homosexualität kritisieren, zugleich aber von die hiesigen Schwulen und Lesben „Zurückhaltung“ verlangen und von „Genderwahn“ sprechen. Und „Ausländern“ eh das Aufenthaltsrecht in Deutschland absprechen. Und diese Stimmen mehren sich. Allerdings muss man bei der Verwendung vorsichtig sein, denn wenn der Begriff „Homonationalismus“ vornehmlich dazu gebraucht wird, die USA oder Israel zu attackieren, während man etwa Iran nicht oder kaum kritisiert, also in sehr klassischer antiimperialistischer Weise, so ist auch etwas schiefgelaufen.

Nur eine Stunde später wird im Biergarten Jockel (Ratiborstraße 14c, 19 Uhr) über jene in den Medien beschworenen „Ängste von Bürgern“ gesprochen, die sich in rassistischen Angriffen Bahn brechen. Danilo Starosta vom Kulturbüro Sachsen e. V., Elène Misbach von der Amadeu Antonio Stiftung und das Antifaschistisches Kollektiv Marzahn-Hellersdorf diskutieren darüber, wie man dieser These (und den Ursachen der rassistischen Gewalt) entgegentreten kann.

Am Freitag wird Anne Seek über die „Spießerinvasion“ sprechen, also über jene jungen und angestrengt jung gebliebenen Leute, die oft Teil der Gentrifizierung sind und Linke zusehends unter Druck setzen. Im FAU-Lokal (Lottumstraße 11, 19 Uhr) wird sie nicht nur über reich gewordene 68er und ihre Kinder sprechen, sondern eben auch skizzieren, dass der Anpassungsdruck, der von diesen neuen Leuten im Kiez ausgeht, auch andere immer stärker dazu verführt, sich ebenfalls immer „spießiger“ zu verhalten. Doch hier sei ebenfalls Obacht geboten – denn der Begriff „Spießer“ ist, sosehr auch gebräuchlich, nicht ausreichend definiert. Und nicht alles „Bürgerliche“ ist von vornherein nur schlecht, wissen wir mit Marx.

Am Mittwoch schließlich wird in der Bunten Kuh (Bernkastelerstraße 78, 19 Uhr) nochmals der Kiez Berlin-Buch untersucht, der sich nach Recherchen der Antifa immer mehr zu einem „Wohlfühl-Kiez für Nazis und Rassisten“ entwickelt. Hier werden nun die lokalen Nazistrukturen im Bezirk nachgezeichnet und deren Vorgehen dokumentiert. Außerdem wird selbstredend darüber gesprochen, wie eine mögliche Gegenwehr aussehen könnte.

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