Berliner AfD geht auf Tuchfühlung mit Neonazis

RECHTE Lichtenberger AfD-Funktionär tritt bei rechtsextremer Bärgida erneut als Redner auf

Die meisten der etwa 50 Bärgida-Teilnehmer, die sich am Montagabend vor dem Hauptbahnhof versammeln, sind äußerlich eher der Typ klassischer Neonazi: glatzköpfig, breit gebaut, tätowiert. Der Mann am Mikrofon mit Ringelpullover und braunen Locken fällt da heraus – inhaltlich ordnet sich seine Rede aber nahtlos in die übrigen Beiträge ein: Er spricht von der Gefahr, die vom Islam ausgehe, anschließend stimmt er in rechtsextreme Parolen ein. Der Redner ist Heribert Eisenhardt, Vorstandsmitglied der AfD Lichtenberg.

Am Montagmittag noch war sich die Berliner AfD sicher: „Herr Eisenhardt hat uns glaubhaft versichert, nicht mehr als Redner bei den Bärgida-Demonstrationen aufzutreten“, sagte Sprecher Götz Frömming. Unter Druck geraten war die AfD durch eine Recherche des Antifaschistischen Pressearchivs (apabiz). Diese hatte aufgedeckt, dass Eisenhardt regelmäßig unter Pseudonym als Redner und Pressesprecher für Bärgida auftritt, den laut Verfassungsschutz von Rechtsextremisten gesteuerten Berliner Pegida-Ableger.

Damit verstieß Eisenhardt gegen einen Beschluss des AfD-Landesverbands, der sich von Bärgida distanziert hatte. Nach Bekanntwerden seines Engagements habe der Landesvorstand deswegen über ein Parteiausschlussverfahren beraten, so Frömming. „Davon wurde aber abgesehen, da Herr Eisenhardt sich reuig zeigte und versprach, ab sofort nicht mehr dort aufzutreten.“

Dieses Versprechen scheint offenbar nicht lange gehalten zu haben. Nach Ansicht von Frank Metzger von apabiz keine Überraschung: „Eisenhardt pflegt schon lange eine enge Bekanntschaft zu Karl Schmitt, dem Organisator der Bärgida-Aufmärsche.“ Die AfD war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. MALENE GÜRGEN