: Das Mammut im Plänterwald
SPREEPARK Es gibt wieder Hoffnung für den verfallenden Treptower Vergnügungspark: Die landeseigene Parkbetreiberin Grün Berlin verhandelt mit dem Land über die Übernahme
■ 1969 eröffnete die DDR im Plänterwald den Kulturpark mit Fahrgeschäften. Er zog pro Jahr bis zu 1,7 Millionen Besucher an.
■ Nach der Wende wurde er als Spreepark privatisiert. Den Zuschlag erhielt die Familie Witte. Sie führte den Park in den Ruin. Ende 2001 setzten sich die Wittes mit einigen Fahrgeschäften nach Peru ab. Seitdem ist der Park dem Verfall preisgegeben.
■ Wegen der Schulden der insolventen Spreepark-GmbH scheiterte ein Verkauf über Jahre. Es gab Zwischennutzungen für Filmaufnahmen oder Theaterprojekte.
■ Im März 2014 hat das Land Berlin nach Verhandlungen mit den Gläubigern das Areal für 2 Millionen Euro zurückgekauft. (mai)
VON MARINA MAI
Hat der Spreepark, der ehemalige Vergnügungspark im Plänterwald, nach 15 Jahren Stillstand wieder eine Zukunft? Derzeit glimmt ein Fünkchen Hoffnung am Horizont. Das Land verhandelt mit der landeseigenen Grün Berlin GmbH über eine Übernahme. Bettina Riese von Grün Berlin bestätigt der taz „erste Sondierungsgespräche“.
Konzepte und Planungen gebe es in diesem frühen Stadion noch keine. Auch Zeitvorstellungen, wann der Park wieder geöffnet wird, existierten noch nicht, so Riese. Die Grün Berlin betreibt den Britzer Garten und die Gärten der Welt in Marzahn, sie steht auch für die Erschließung des Tempelhofer Feldes und des Parks am Gleisdreieck. Für den Spreepark wäre die Übernahme durch die landeseigene GmbH ein Kulturwechsel: Natur statt Gigantomanie.
Vor zehn Jahren war der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit mit seinem damaligen Bausenator Peter Strieder (beide SPD) noch nach Kopenhagen gefahren, um dem Vergnügungsparkbetreiber Tivoli die Investition in den Spreepark schmackhaft zu machen. Tivoli wollte 200 Millionen Euro investieren und rechnete mit mehreren 100.000 Besuchern für die Fahrgeschäfte mitten im Landschaftsschutzgebiet. Auch in den Folgejahren warb Berlin immer wieder um gigantische Rummelplatzbetreiber.
Ein kleiner naturverträglicher Park mit Kultur und Natur statt Fahrgeschäften ist hingegen seit Jahren eine Forderung des Bezirkes Treptow-Köpenick sowie der Opposition im Abgeordnetenhaus und der Bürgerinitiative pro Plänterwald. Der Bezirk will das Riesenrad als weit sichtbares Zeichen und damit als Einladung in den Park erhalten. Bis zur Bezirksfusion im Jahre 2001 war das Riesenrad Wahrzeichen des Alt-Bezirkes Treptow. Doch durch 15 Jahre Leerstand ist es völlig verrostet. Sollte jemand in die Gondeln klettern, besteht Lebensgefahr. Dreht sich das Riesenrad noch, dann nur unter Einwirkung des Windes. Das sorgt für schaurig-schöne Geräusche.
Klaus Mannewitz von der Bürgerinitiative pro Plänterwald, die seit den 1990er Jahren für den Erhalt der Natur im Plänterwald und gegen die Gigantomaniepläne des ehemaligen Betreibers Norbert Witte und des Senats kämpft, findet eine Übernahme durch Grün Berlin „nicht die schlechteste Lösung“. Er kritisiert aber, dass das Land bisher ohne Bürgerbeteiligung verhandelt. Seine Bürgerinitiative sei seit Monaten „zu einer ernsthaften, konstruktiven Mitwirkung“ bereit und hätte das auch gegenüber den Behörden signalisiert. Das sei immer abgelehnt worden, so Mannewitz.
In dieselbe Kerbe haut der grüne Abgeordnete Harald Moritz. „Wenn nicht endlich mit einem grundlegenden Plan in die öffentliche Debatte gegangen wird, sehe ich großen Ärger auf die Verantwortlichen zukommen.“ Weiter kritisiert Mannewitz, dass der Spreepark und das außerhalb des Geländes gelegene denkmalgeschützte und dem Verfall preisgegebene Eierhäuschen wieder gemeinsam vermarktet werden sollen. „Wir kämpfen seit Jahren für eine Trennung. Die gemeinsame Vermarktung hat nie funktioniert und zum jetzigen Zustand des Eierhäuschens geführt.“
Das Eierhäuschen ist eine Traditionsgaststätte an der Spree, der schon Theodor Fontane in „Der Stechlin“ ein Denkmal gesetzt hat. Als es nach der Wende zu verfallen drohte, verpflichtete das Land Spreepark-Betreiber Witte, es zu sanieren. Sonst hätte er nicht den Zuschlag für den gewinnversprechenden Spreepark bekommen.
Jetzt stellt das Land bis zu 10 Millionen Euro aus einem Sondervermögen zur Infrastruktur der wachsenden Stadt für die Sanierung zur Verfügung. Der Auftrag muss aber europaweit ausgeschrieben werden. Das dauert.