Gläubiger drohen Griechenland mit „Plan B“

KRISE Verhärtete Fronten zwischen Eurogruppe und Athen. Finanzminister attackieren Varoufakis

BRÜSSEL taz | Die Eurogruppe verliert die Geduld mit Griechenland. Bei einem informellen Treffen in Riga wurde der griechische Finanzminister Janis Varoufakis massiv unter Druck gesetzt und beleidigt. Mehrere Minister brachten zudem einen „Plan B“ ins Gespräch – für den Fall, dass Athen nicht bald einlenken sollte.

„Spieler, Zeitverschwender, Amateur“: Mit derartigen Worten wurde Varoufakis am Freitag in Riga begrüßt. Der slowenische Finanzminister Dusan Mramor wollte sogar über einen Rauswurf aus dem Euro sprechen. Varoufakis wies dies jedoch zurück. Zuletzt habe es eine „unglaubliche Annäherung“ gegeben, eine Einigung sei in Reichweite. Wie die aussehen soll, ist aber unklar. Varoufakis nannte die Privatisierungen, die die griechische Links-rechts-Regierung nach anfänglicher Ablehnung nun doch durchführen will.

Die Gläubiger fordern jedoch auch neue Rentenkürzungen, weitere Entlassungen im öffentlichen Dienst oder Zwangsversteigerungen von Hauseigentum. Als Beispiel pries Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem ausgerechnet Zypern. Die Mittelmeerinsel hatte kurz vor dem Ministertreffen ihren monatelangen Widerstand gegen Zwangsversteigerungen aufgegeben. „Zypern ist wieder in der Spur“, lobte Dijsselbloem. Zur Belohnung wollen die Gläubiger wieder Hilfskredite auszahlen.

Athen hingegen muss weiter zittern. In der griechischen Hauptstadt wird das Geld nämlich schon derart knapp, dass die Regierung die Reserven von Städten und Gemeinden anzapfen will. Einfacher wäre es, wenn die Gläubiger Athen einen Vorschuss auf die zugesagten 7,2 Milliarden Euro an Hilfskrediten gewähren würden. Doch Dijsselbloem und seine Kollegen lehnten dies in Riga erneut kategorisch ab. Erst müsse Varoufakis eine vollständige Reformliste vorlegen. Der nächste offizielle Termin dafür wäre das Eurogruppen-Treffen am 11. Mai. Doch was passiert, wenn Varoufakis nicht spurt? Dann könnte ein „Plan B“ zum Zuge kommen, deutete Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble an. Ob er schon fertig ist und wie er aussieht, wollte Schäuble aber nicht verraten. Vor der Wiedervereinigung habe man ja auch nicht alles ausgeplaudert, sagte er vieldeutig. Damals hatte Berlin seine Partner überrumpelt. ERIC BONSE