: Mathematik: ungenügend
Nach schlecht ausgefallener Matheprüfung übt die Behörde Selbstkritik. Die Arbeit sei zu schwierig gewesen und werde wahrscheinlich neu bewertet. Ein Hafencity-Uni-Professor relativiert die Mängel
VON KAIJA KUTTER
Nach dem schlechten Ausgang der Mathe-Abschlussarbeit für die 10. Klassen der Gymnasien zieht GAL-Bildungssenatorin Christa Goetsch Konsequenzen. „Wir überprüfen die Bewertung der geschriebenen Arbeiten“, sagt Sprecherin Annegret Witt-Barthel. „Das Problem ist, dass die jetzt geschriebene Arbeit nicht pilotiert war“. Ohne eine Vorabprüfung seien auch nicht die Schwächen der Schüler erkannt worden, die man im Vorweg durch Auf- und Nachbereitung hätte ausgleichen können. Witt-Barthel: „Das sind Versäumnisse, die nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden sollen.“
Das ist eine deutliche Selbstkritik der Behörde. Sollte es, wie hier angedeutet, eine neue Bewertung der am 7. Mai geschrieben Arbeit geben, erhalten die Schüler bessere Noten und bleiben von dem Stress, die Prüfung noch mal schreiben zu müssen, verschont. Wie die Arbeit, die zu 40 Prozent in die Jahresnote eingeht, im landesweiten Durchschnitt ausfiel, war auch gestern noch nicht bekannt. Nach Medienberichten hat ein Drittel der beteiligten Klassen schlechter als mit 4,0 abgeschnitten, eine Klasse sogar mit 4,9. „Das würde bedeuten, dass fast jeder Schüler in der Prüfung die Note mangelhaft hatte“, sagt der SPD-Schulpolitiker Thies Rabe. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier mit rechten Dingen zugeht“. Er stellt jetzt eine schriftliche Anfrage um zu klären, wie der Notenschnitt für ganz Hamburg ausfiel und welches Gremium in der Behörde für die Testaufgaben verantwortlich ist.
Unter Schulleitern gilt es als ausgemacht, dass die Arbeit zu viele Aufgaben mit zu hohem Schwierigkeitsgrad enthielt, die in zu kurzer Zeit gelöst werden mussten. Am Gymnasium Buckhorn in Volksdorf hatten Mathelehrer sogar Samstagsunterricht angesetzt, um auf diese Prüfung vorzubereiten. Doch auch dort war das Ergebnis mit Note 3,4 „nicht so berauschend, wie man es sich wünschen würde“, sagt Schulleiter Wolfgang Gerhard. „Dabei sind wir eine Schule, an der Fortbildung für einen neuen, modernen Mathematikunterricht sehr ernst genommen wird“.
Unterdessen hat der Mathematikprofessor Uwe Stephenson von der Hafencity-Universität (HCU) die schlechten Mathe-Kenntnisse der Schulabgänger beklagt. So hätten bei einem Test gerade einmal zehn Prozent der Studienanfänger über ausreichende Mathematikkenntnisse und nur fünf Prozent über genügende Physikkenntnisse verfügt.
Die Kritik wurde gestern vom Sprecher des Departments Bauingenieurwesen, Professor Holger Hamfler, relativiert. „Es gibt die Defizite in Mathe und Physik, aber man kann damit umgehen“, sagt der HCU-Professor zur taz. „Ich sehe das ziemlich locker“. Die Hochschule würde die Studienanfänger trotzdem nehmen, und versuchen mit Hilfe von Tutorien und Vorbereitungskursen das Beste aus ihnen zu machen.
Abiturienten, die Physik und Mathe als Leistungskurs belegten, hätten „in der Regel keine Probleme“. Anders sei dies bei Studienanfängern, die zuvor eine Lehre und dann ihr Fachabitur gemacht hätten. Hamfler: „Die sind teilweise schon sehr lange aus dem Mathematikunterricht raus. Aber es sind genau die Leute, die wir haben wollen“.