schnittplatz
: Wählt MPD!

Mohn macht mobil: Der Bertelsmann-Konzern kümmert sich seit Jahren rührend um die Ausgestaltung der deutschen Medienlandschaft. Zum einen, in dem er sie nicht ganz erfolglos bestückt bzw. dominiert: RTL, Gruner + Jahr, Bücher, Clubs. Zum anderen mittels der Bertelsmann-Stiftung, die sich mangels anderer Akteure in Politik und Wissenschaft gern zum Vordenker der „Kommunikationsordung 2010“ ernennt. Und dabei natürlich nur die „Gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmers“ (so das neue Buch von Bertelsmann-Erfinder Reinhard Mohn) im Sinn hat, keinesfalls aber schnöde Schützenhilfe für die Konzerngeschäfte betreibt.

„Aus meiner Sicht ist das Beispiel Berlusconi insofern honorig, als sich hier ein einzelner Bürger so weit wie möglich für den Staat engagiert“, schrieb nun allerdings nicht Reinhard Mohn im aktuellen Buch, sondern sein jüngster Sohn Andreas gestern in der Welt. Auch ihm geht es um gesellschaftliche Verantwortung, und so sinnierte er darüber, ob es nicht allmählich an der Zeit sei „für Medienkonzerne wie Bertelsmann, Holtzbrinck, Springer, Burda oder Bauer (…) in die parteipolitischen Machenschaften der Bundesrepublik aufzurücken“.

Damit es dort nicht ganz so berluskomisch wie in Italien zugeht, ist es für Mohn junior aber „nicht wünschenswert, dass sich nur ein einzelner Konzern wie Bertelsmann dieser Aufgabe stellt“. Meint er damit am Ende die bisherige Stiftungsarbeit? Das benötigte Politpersonal hat Andreas Mohn jedenfalls schon zusammengeklaubt: Wickert und Christiansen (ARD), auf dem ZDF-Ticket tritt Klaus Bresser an, ex-RTL-Boss Helmut Thoma steht sowieso noch auf der Bertelsmann-Honorarliste. Auch für „andere Leute aus Redaktionen von Focus, Spiegel, Stern“ ist in der angedachten „Medialen Partei Deutschland“ (MPD) Platz.

Nun steht MPD international zwar für „Multiple Personality Disorder“, aber auch damit liegt Mohn angesichts so mancher „Leute aus Redaktionen von Focus, Spiegel, Stern“ nicht ganz falsch. Doch leider, leider spielt Andreas Mohn keine tragende Rolle mehr im Familienkonzern. Nach dem Reinschnuppern in verschiedene Bertelsmann-Bereiche entschied er sich für eine (kurze?) Karriere als Autor und Künstler. STG