Bestellen bei al-Qaida

Die Sympathisanten von Ussama Bin Laden brauchen Geld. Neuester Trick: Sie fälschen Websites und bieten scheinbar seriöse Internetgeschäfte an

AUS BERLIN BURKHARD SCHRÖDER

Das Terrornetz al-Qaida versucht, über Internetfirmen Geld zu beschaffen. Sympathisanten haben eine deutsche Website erstellt, die scheinbar normale Geschäfte offeriert. „HostNow Germany“ in Dortmund (www.hostnow.biz/contact.html) bietet „Highspeed-Internet“ und Servicepakete an.

Das Dortmunder Unternehmen hat sogar eine Umsatzsteuernummer, um seriös zu erscheinen. Doch sind alle Angaben gefälscht: Die Firma existiert an der angegebenen Adresse nicht, auch das Finanzamt Dortmund hat von HostNow Germany bis jetzt nichts gehört. Der angegebene Name „Sara William“ und sogar die Postleitzahl sind erfunden.

Der E-Mail-Kontakt verweist jedoch direkt zu einer Website in Kuala Lumpur/Malaysia (www.pages4free.biz/). Dort kann man Internet-Dienstleistungen kaufen, „schnelle Server“ und „unbegrenzte Bandbreite“. In einem öffentlich zugänglichen Unterverzeichnis liegen aber einschlägige Publikationen von al-Qaida: die Zeitschrift Mu’askar al-Battar („Militärcamp“) sowie Sawt al-Dschihad („Stimme des Dschihad“) auf Arabisch. Thema ist die religiöse und weltanschauliche Indoktrinierung der Sympathisanten und Kämpfer für Ussama Bin Laden. Mu’askar al-Battar gibt Tipps, wie diverse Waffen zu benutzen sind, inklusive detaillierter Skizzen.

Die vorgebliche Dortmunder Web-Adresse wurde erst im Januar diesen Jahres angemeldet. Offenbar war die Sache den Al-Qaida-Sympathisanten bald zu unsicher: Einige Links funktionieren nicht mehr, die Angebote liegen aber noch versteckt in internen Verzeichnissen. Die Verbindung zum Terrornetz Bin Ladens wird nur durch ein Versehen deutlich: Die Publikationen auf dem malayischen Al-Qaida-Rechner enthalten E-Mail-Adressen in Arabisch, der Anbieter hat aber nur einmal seine E-Mail im Klartext angegeben (sout@hostnow.biz) und die verweist auf die angebliche Internetfirma im Ruhrgebiet. Die Domain-Namen gehören derselben Person – mit einer Adresse bei Microsofts E-Mail-Dienst „Hotmail“. Die Angaben der deutsche Website sind dilettantisch gefälscht: Die Postleitzahl gibt es nicht, auch der Eintrag in die Internet-Datenbank für Domain-Namen enthält offenkundige Rechtschreibfehler.

Die Terrorsympathisanten haben versucht, ihre Spuren zu verwischen. Dazu benutzten sie ausgerechnet die US-amerikanische Firma „Go Daddy.com“ in Scottsdale, Arizona. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, Web-Adressen für Kunden zu kaufen und auf andere Rechner weltweit weiterzuleiten. Die Anonymität der Kundendaten und Datenschutz wird zugesichert. Auch der Provider der Al-Qaida-Website in Malaysia macht bei dem Versteckspiel mit: Es ist die Multimedia University in Cyberjaya im Sultanat Selangor, der reichsten Provinz des Landes. Gegen die gefälschte deutschsprachige Website können die hiesigen Behörden nichts unternehmen, solange diese auf einem malayischen Rechner liegt.