: Fisch in der Turbine
Noch geht es der Weser gut, aber wenn es heiß und trocken bleibt, wird es für Fische und Wirbellose eng
taz ■ Die Weser hat es besser als die Elbe, die gerade zum Rinnsal verkommt. Zu wenig Regen und zu große Hitze machen ihr zu schaffen. Dass es der Weser nicht so geht, liege am „Hinterland“, erklärt Gewässerökologe Michael Schirmer von der Uni Bremen. Die Weser speist sich vor allem aus den deutschen Mittelgebirgen, wo es auch im Sommer noch eher regnet als im kontinentalen Klima, aus dem die Elbe an die deutsche Küste fließt.
Wenn es noch vier Wochen lang trocken und warm bleiben würde, „würde man auch an der Weser richtig Probleme kriegen“, sagt Schirmer, „vor allem an der Mittelweser“. Mit ihren sechs Staustufen im Fluss gleiche sie einer Seenkette. Fatal daran sei, dass dort besonders viel Wasser verdunsten könne.
Grundsätzlich würden in den hiesigen Breitengraden 70 Prozent des Niederschlags sofort verdunsten, erklärt der Ökologe. Bei der derzeitigen Klimaentwicklung fürchte er, dass der Anteil auf 80 bis 85 Prozent steigen könne. „Für Flüsse und Grundwasser bleibt dann immer weniger übrig.“ Schon jetzt sei zu beobachten, dass sich die sommerliche Wasserführung der Weser in den letzten Jahren zurückentwickelt habe.
Folge davon ist knapper werdender Sauerstoff: Bei weniger Flusswasser und gleichbleibender Abwassereinleitung steige die Abwasserkonzentration, sagt Schirmer. Hinzu komme, dass die „vergammelnde Algenblüte“ am Flussboden ebenfalls Sauerstoff kostet, so dass Fische und Wirbellose längerfristig Atemnot bekämen. Damit nicht genug machen die Wasserkraftwerke an jeder der sechs Staustufen den schuppigen Genossen das Leben schwer: Wenn die Weser weniger wird, läuft „fast das ganze Wasser durch die Kraftwerksturbinen“, so Schirmer. Und Fische, die wandern wollten, müssten mit, fügt er hinzu. ube