Zentralrat lädt liberale Juden zum Beitritt ein

Paul Spiegel wirbt für die Aufnahme von zwei Landesverbänden der Union progressiver Juden. „Der Streit ist beendet“

BERLIN taz ■ Der jahrelange Streit zwischen dem vor allem orthodox geprägten Zentralrat der Juden in Deutschland und der Union progressiver Juden scheint endgültig vorbei zu sein. Zentralratspräsident Paul Spiegel erklärte, nach konfliktreichen Monaten „betrachte ich den Streit als beendet“. Er kündigte an, er persönlich werde in den Zentralrats-Gremien für die Aufnahme von zwei vor allem liberal gefärbten Landesverbänden jüdischer Gemeinden in den Zentralrat plädieren. Auch die „Union“ gab positive Signale.

Der länger schwelende Streit zwischen dem Zentralrat und der „Union“ war im vergangenen Jahr eskaliert, nachdem der Zentralrat mit der Bundesregierung einen Staatsvertrag abgeschlossen hatte. Darin waren Zuwendungen des Bundes von drei Millionen Euro jährlich vereinbart worden. Allerdings wollte der Zentralrat den Unionsgemeinden davon zunächst kein Geld überweisen. Der Zentralrat vertritt etwa 105.000 Juden, die Union rund 3.000.

Die vor allem liberal geprägten Landesverbände Schleswig-Holstein und Niedersachsen können nun nach Auskunft des „Unions“-Vorsitzenden Jan Mühlstein in den Zentralrat aufgenommen werden, sobald sie als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt wurden, was in den kommenden Monaten erhofft wird. Dann muss die Ratsversammlung des Zentralrats im November mit Zweidrittelmehrheit die Satzung ändern, um die beiden Landesverbände aufzunehmen. Spiegel betonte, dass sich der Zentralrat nur als politische Vertretung aller Juden in Deutschland verstehe, „unabhängig, wie sich diese Gemeinden religiös definieren“.

Außen vor bleiben noch vier liberale Gemeinden in München, Köln, Halle (Saale) und Gudensberg bei Kassel, die keinem Landesverband angehören. Für diese Gemeinden werden noch andere Lösungen gesucht.PHILIPP GESSLER