Schwer misshandelt

Kommissionsbericht: Gegner des EU-Lateinamerika-Gipfels in Mexiko Ende Mai von der Polizei gefoltert

MEXIKO-STADT taz ■ Polizeibeamte des mexikanischen Bundesstaates Jalisco haben Globalisierungskritiker gefoltert, die am 28. Mai auf einer Demonstration gegen das Gipfeltreffen lateinamerikanischer und europäischer Staatschefs in Guadalajara festgenommen worden waren. Zu diesem Schluss kam die staatliche Kommission für Menschenrechte (CNDH) in einer Untersuchung, deren Ergebnisse am Montag in Mexiko-Stadt veröffentlicht wurden.

Es habe 19 Fälle von psychischer und physischer Folter gegeben, erklärte der Menschenrechts-Ombudsmann José Luis Soberanes. Einigen Festgenommenen sei eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt worden und sie drohten zu ersticken. Frauen sind nach Angaben des Berichtes dazu gezwungen worden, sich auszuziehen und bei geöffneter Zellentür vor männlichen Beamten Kniebeugen zu machen. Andere seien verprügelt und mit Hundeleinen gefesselt worden.

Rund 5.000 Menschen hatten gegen den 3. Gipfel der Staatschefs Lateinamerikas, der Karibik und der EU demonstriert. 73 von ihnen seien illegal festgenommen und 55 brutal und entwürdigend behandelt worden, resümierte der Ombudsmann. Von den insgesamt 118 Festgenommenen sitzen heute noch 17 im Gefängnis. Ihnen wird vorgeworfen, an Krawallen und Plünderungen teilgenommen zu haben. Zwar hätten einige der Beteiligten die Grenzen des Rechts auf Demonstrationsfreiheit überschritten, so Soberanes, das rechtfertige jedoch nicht, dass Sicherheitsbeamte gegen die Menschenwürde und die physische Integrität der Betroffenen vorgegangen seien. Der CNDH-Bericht wurde dem mexikanischen Präsidenten Vicente Fox übergeben. Der Staatschef soll nun dafür sorgen, dass die für den Einsatz verantwortlichen Beamten aus dem Bundesstaat Jalisco zur Rechenschaft gezogen werden. WOLF-DIETER VOGEL