Gelbe Tonne

Max Herre und wie er an der Welt vorbeisah: Musik von einem, der schon in Stuttgart ein Prenzlauer Berger war

Das ist also das Max-Herre-Album. Wie zu erwarten war, hat er sich in den fünf Jahren, die seit dem letzten Freundeskreis-Album vergangen sind, deutlich vom HipHop entfernt. Stattdessen widmet er sich heute allen stilistischen Möglichkeiten, die zwischen Rock, Funk, Reggae, Liedermacherei und Soul möglich sind. Und womit man ebenfalls rechnen musste: Er denkt immer noch, dass er schrecklich viel zu sagen hat.

Er sagt also viel, doch dummerweise versteht man nur wenig, weil er seine Texte in altbekannter Weise zernuschelt, weil er aus irgendwelchen Gründen immer so tun muss, als wollte er fünf Sprachen gleichzeitig sprechen. Ganz klar ein Problem simulierter Weltläufigkeit. Die zentralen Themen des Albums sind dennoch auszumachen. Sie lauten: „Max Herre und die Liebe“ sowie auch „Max Herre und die Welt“.

Als Neuberliner hat er sich auch mal ein bisschen in der Stadt umgesehen und gleich ein kleines Lied darüber geschrieben. Es trägt den schönen Titel „Der King vom Prenzlauer Berg“ und erzählt von den Freizeitaktivitäten, denen man im Prenzlauer Berg so nachgeht: Milchkaffee trinken, rumsitzen, wichtig tun. Es ist ein sehr lustiges Lied, zumal es von jemandem gesungen wird, der schon zu seinen Stuttgarter Zeiten im Geiste ein Prenzlauer Berger war.

Überhaupt neigt Max Herre dazu, immer ein paar Eier zu viel in den Pudding zu schlagen. Schon mit der ersten Singleauskopplung „Zu elektrisch“ schoss er weit über das Ziel hinaus. „Die ganzen Haters woll’n kein Stress / sie komme nicht klar, auf wie ich flash“, hieß es in dem Titel, wobei nicht nur die ungelenke Formulierung bemerkenswert war, sondern auch die in dem Titel geäußerte Annahme, irgendjemand hätte dringend auf das Lied gewartet. Allerdings hat niemand gewartet. Das Lied floppte, und die Plattenfirma sah sich gezwungen, gleich anschließend die zweite Single „1ste Liebe“ zu veröffentlichen.

Interessanterweise scheint es aber in etlichen Medien Leute zu geben, die Max Herre für den Maßstab in Sachen Deutschrap halten. Während das Zielpublikum noch tapfer an seinen Liedern vorbeihört, werden ständig Aufsätze verfasst, die seine angeblich durchdachten Reime, klugen Inhalte und formschönen Lieder loben. Bemerkenswert war besonders der Artikel „Das duale System“ im Spiegel. Eine schöne Überschrift. Denn wer hätte nicht an die gelbe Tonne gedacht? HARALD PETERS

Max Herre: „Max Herre“ (Four Music/Sony)