Schwarzer Gartenfreund auf erleuchteten Abwegen

CDU-Abgeordneter Andreas Mattner soll mehrfach Auflagen beim Bau seines Hauses ignoriert haben. Gremien versuchen Konflikt geheim zu halten

Andreas Mattner ist ein Freund rauschender Feste. So lud der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion Mitte Juni nicht weniger als 200 Vorstandschefs bedeutender Unternehmen, Konsule und den Senat samt Bürgermeister Ole von Beust zu einem Sommerfest der Wirtschaft auf sein 2.000 Quadratmeter großes Privatgrundstück am Poppenbüttler Weg ein. Der kleine Schönheitsfehler: Die illustren Partygäste durften sich auf Mattners geflegtem englischen Rasen möglicherweise gar nicht vergnügen – laut bindender Behördenauflagen hätten sie auf einer kniehoch bewachsenen Naturwiese zwischen hohen Obstbäumen Häppchen und Schampus genießen müssen.

Als Mattner 1999 einen Bauantrag für sein geplantes Einfamilienhaus beim Wandsbeker Bezirksamt einreichte, bekam er den begehrten Bauvorbescheid nur mit engen Auflagen: Da ein Teil des Grundstücks im Landschaftsschutzgebiet liege, müssten die Gartenanlagen „einen naturnahen Charakter behalten“, beschied die zuständige Alstertaler Bauprüfabteilung und kündigte an: „Großflächige Umgestaltungen mit dem Ziel eines geflegten Hausgartens werden nicht genehmigt werden.“ Mattner wurde auferlegt, eine Streuobstwiese mit großen Obstbäumen anzulegen, die zum Schutz der Kleintiere nur sporadisch gemäht werden dürfe.

Nichts davon hat der Hausherr berücksichtigt: Ohne die erforderlichen Genehmigungen zu haben, ließ Mattner störende Bäume fällen und das abschüssige Grundstück teilweise aufschütten. Die Streuobstwiese sucht man auf dem Grundstück noch heute vergeblich. Lediglich im hinteren Teil des Grundstückes gibt es eine kleine Wiese mit einigen neu gepflanzten Obstbäumen. Daneben ließ Mattner eine „Illuminierungsstation“ mit rund 40 farbigen Lichtstrahlern in dem Landschaftsschutzgebiet aufbauen, die das Grundstück – so ein Nachbar – wie „ein Kirmesfest beleuchten“.

Obwohl den Behörden die „Planabweichungen“ des CDU-Politikers, der hauptberuflich als Geschäftsführer der ECE, Betreibergesellschaft des Alstertaler Einkaufszentrums, tätig ist, seit Jahren bekannt sind, schritten sie nicht nur nicht ein, sondern taten alles, um die Sache unter dem Deckel zu halten. Sitzungen des Ortsausschusses und der Wandsbeker Bezirksversammlung, die sich aufgrund von Anwohnerprotesten mit Mattners Grundstücksgestaltung beschäftigten, wurden als „nicht öffentlich deklariert“ und die Abgeordneten zu Stillschweigen verpflichtet. Ein Antrag der GAL auf Einsicht in die Bauunterlagen wurde von der CDU-Mehrheit im Ortsausschuss abgeschmettert.

Mattner selbst sieht sich bei seiner Gartenplanung voll im Soll: „Das Wandsbeker Grünamt hat mir bestätigt, dass ich alle Auflagen in Bezug auf meinen Garten voll erfüllt habe.“ Statt „der geforderten fünf Bäume“ habe er auf seinem Grundstück „sogar zehn Obstbäume gepflanzt“, so der 44-Jährige: „Da ist nichts offen geblieben.“

Das allerdings sieht selbst das Alstertaler Ortsamt in einer aktuellen „vertraulichen“ Stellungnahme, die der taz vorliegt, anders. Es kommt darin zu dem Schluss, dass „der Bereich, der als Streuobstwiese gestaltet werden sollte, intensiv gepflegt“ statt wie vorgeschrieben „gelegentlich bemäht oder beweidet wird“. Auch die geforderten Bäume hätten nicht die erforderliche Größe, denn sie seien nicht „hochstämmig“.

Handlungsbedarf sieht die Behörde aber nicht: „Diese Abweichungen sind aber nach Auffassung des Bezirksamtes nicht derart gravierend, dass ordnungsbehördliche Anordnungen verhältnismäßig erscheinen.“ Auch die opulente Beleuchtungsanlage in Mattners gepflegtem Garten hält das Alstertaler Bauamt entgegen früheren Aussagen nun plötzlich für „nicht genehmigungsbedürftig“.

Mehr Licht in die Sache bringt dieser Sinneswandel allerdings nicht. marco carini