Ostermarschierer wollen Nato loswerden

In norddeutschen Städten werden am Wochenende Tausende gegen Krieg, Nato und Atomwaffen an Protestzügen teilnehmen. Bundesweit werden mehr als 70 Ostermärsche zu den Feiertagen erwartet – wenn das Wetter gut ist

„Vielleicht ist Marschieren für junge Leute nicht mehr so interessant.“

Der erste deutsche Ostermarsch fand vor 49 Jahren in Hamburg statt. Gerade mal 120 Protestler liefen damals unter dem Motto „Die Bombe ist böse“ durch die Stadt. „Zu Zeiten des kalten Krieges standen wir mit über 10.000 Menschen auf dem Rathausmarkt in Hamburg“, sagt Wolfgang Kirstein vom Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung. Den größten diesjährigen Ostermarsch wird es wieder im brandenburgischen Fretzdorf geben. Dort treibt das Bombodrom, ein geplanter Bombenabwurfplatz für die Bundeswehr, tausende Menschen auf die Straße.

„In Hamburg rechnen wir mit etwa 1.000 Leuten“, sagt Kirstein. Die verhältnismäßig schwache Präsenz der Hamburger Bevölkerung ärgert ihn seit Jahren: „Die Beteiligung ist viel schwächer als es politisch erforderlich wäre“. Die Hamburger Friedensaktivisten wollen unter anderem am Samstag für eine „Friedensstadt Hamburg“ eintreten. Sie fordern ein Ende der Partnerschaft mit der Fregatte Hamburg, sowie keine Einladungen zum Hafengeburtstag an Kriegsschiffe.

Das große gemeinsame Thema, das in diesem Jahr alle Ostermärsche Deutschlands eint, ist der 60. Geburtstag der Nato. „60 Jahre Nato sind genug“, sagt Benno Stahn, Organisator des Kieler Ostermarsches. In Kiel werden zwischen 300 und 500 Menschen erwartet. „In Deutschland herrscht gegenüber den laufenden Nato-Einsätzen ein freundliches Desinteresse“, sagt Stahn. Momentan gebe es eine wahre Friedenseuphorie, ausgelöst durch die blumige Rede Obamas in Prag.

Ein Gutteil der Ostermarschierer kommen aus Gewerkschaften und der Partei Die Linke. „Ich freue mich über jeden, der mit uns mitläuft und hinter unseren Parolen steht“, sagt Stahn. „Die gehen eben mit uns mit“, sagt Ekkehard Lentz vom Bremer Friedensforum lakonisch.

Auch er setzt große Hoffnungen in die Ankündigungen des US-Präsidenten für eine atomwaffenfreie Welt. „In Deutschland lagern noch 20 Atomwaffen, die hier nicht hergehören.“ Lentz erwartet 500 bis 800 Demonstranten in Bremen. Aber das sei schwer zu schätzen, es handele sich ja schließlich um eine Bewegung aus Freiwilligen.

Auch in Hannover werden sich 100 Leute „gegen Militarismus und Krieg“ unter dem Länderübergreifenden Motto „Make Nato History“ versammeln. Organisatorin Brunhilde Müller-Weiß sieht nicht nur politische Gründe für ein mangelndes Interesse: „Vielleicht ist traditionelles Marschieren für junge Leute einfach nicht mehr so interessant.“ JOSEPH VARSCHEN

Hamburg: Montag 12 Uhr, Friedenskirche, Otzenstraße Kiel: Samstag, 12 Uhr, Asmsus-Bremer-Platz Hannover: Samstag, 13 Uhr, Schillerdenkmal, Georgstraße Bremen: Samstag 11 Uhr, Ziegenmarkt/Steintor. Mehr Termine: www.friedendkooperative.de/om2009ges.htm