: Industrie für Dioxin in Schafleber verantwortlich
LEBENSMITTEL Krebserregende Chemikalie gelangt über das Weidefutter der Tiere in die Innereien
BERLIN taz | Für die überhöhte Dioxinbelastung von Schafleber ist die Industrie verantwortlich. Der als krebserregend geltende Stoff entsteht in Deutschland laut Umweltbundesamt heutzutage vor allem bei Verbrennungsprozessen in der Metallgewinnung und -verarbeitung. Da Dioxine sehr langlebig sind, spielen auch Emissionen in der Vergangenheit eine Rolle. Bis vor einigen Jahren hatten Müllverbrennungsanlagen einen sehr großen Anteil an der Verschmutzung der Umwelt mit dem Gift.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt in einem Gutachten, Schafleber zu verzehren (taz vom Donnerstag). Der Grund ist, dass in 94 Prozent von 140 Leberproben aus sechs Bundesländern die zulässigen Höchstgehalte von Dioxin und dem dioxinähnlichen Stoff PCB deutlich überschritten wurden. Schafleber wird in Deutschland vor allem von Türken gegessen.
Anders als Dioxin werden polychlorierte Biphenyle (PCB) seit etwa 50 Jahren im industriellen Maßstab hergestellt. Sie dienen zum Beispiel als Kühl- und Isoliermittel in der Elektroindustrie. Sie werden auch als Weichmacher und Brandverzögerer für Lacke oder Dichtungsmassen eingesetzt. In Deutschland sind sie seit 1989 komplett verboten. Doch PCB bleiben wie Dioxine lange in der Umwelt.
Die Schafe nähmen die Chemikalien mit dem Futter auf, sagt Agrarwissenschaftler Helmut Schafft, der an dem BfR-Gutachten beteiligt war. Auf der Weide fressen die Tiere Gras, auf dem sich dioxinhaltiger Staub ablagert. „Da dort tief gebissen wird, schlucken sie auch Bodenpartikel, die ebenfalls belastet sein können“, erklärt Schafft. Diese Kontaminationspfade seien bekannt. „Wir wissen allerdings noch nicht, warum ausgerechnet die Schafleber erhöhte Konzentration aufweist.“ Das übrige Schaffleisch sei nicht stärker als üblich belastet. Auch bei Rindern gebe es keine Hinweise auf Dioxinbelastungen. JOST MAURIN
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen