: Winterzeit ist Schwitzzeit
Ein Besuch in einer Sauna oder einem Dampfbad wirkt nicht nur entspannend. Der Heiß-Kalt-Wechsel verbessert die Durchblutung und stärkt das Immunsystem. Zudem pflegt das Schwitzen die Haut. Farb- und Kristallsaunen bieten Abwechslung, aber keinen zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen
VON PIA M. SOMMER
Wenn es draußen kalt ist, haben Saunen und Dampfbäder Hochsaison. Viele gehen jetzt schwitzen, um Erkältungen vorzubeugen. Doch wen es bereits erwischt hat, für den ist Saunieren nichts mehr. Der Körper ist so mit der Abwehr der Krankheit beschäftigt, dass ein Saunabad für ihn zusätzlichen Stress bedeutet. Dadurch kann sich die Erkältung sogar verschlimmern. Bei Gesunden jedoch stärkt der schnelle Heiß-Kalt-Wechsel das Immunsystem, verbessert die Durchblutung und trainiert den Kreislauf. Außerdem pflegt Saunabaden die Haut und setzt sogar Glückshormone frei.
Ärzte empfehlen besonders die klassische finnische Sauna, da die Raumtemperatur hier mit 80 bis 100 Grad Celsius ausgesprochen hoch ist und das Abkühlen entsprechend kalt ausfällt. Typisch ist außerdem die Trockenheit der Luft, sonst ließe sich die Hitze gar nicht aushalten. Im Unterschied dazu ist die Luftfeuchtigkeit in Dampfbädern mit 80 bis 100 Prozent sehr hoch. Dafür beträgt die Temperatur auch nur rund 50 Grad Celsius. Der Körper wird so weniger belastet als beim Saunabaden. Das empfinden viele Menschen als sehr angenehm. Ferner ist die feuchtwarme Luft zuträglicher für die Atemwege als trockenheiße.
Eine Mischung aus Sauna und Dampfbad ist das Sanarium. Bei diesem „feuchten Warmluftbad“ liegen die Temperaturen bei 46 bis 60 Grad Celsius und die Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 55 Prozent. Diese Variante ist besonders kreislaufschonend, wie eine Studie der Berliner Charité zeigte. Sie gilt daher als gut geeignet für Menschen mit Bluthochdruck. Wegen der geringeren Hitze sind Sanarien auch ideal für Kinder. Damit das Abkühlen nach dem Schwitzen nicht zum Schock wird, reicht bei ihnen auch lauwarmes Wasser oder ein kaltes Abduschen der Beine.
Neben einer breiten Palette von Aufgüssen bieten viele Betreiber von Saunen und Dampfbädern inzwischen exotisch anmutende Varianten, bei denen sich der Gast zum Beispiel mit Honig oder Salz einreibt. So kann das Schwitzbad zusätzlich zu einem haptischen und besonderen olfaktorischen Erlebnis werden – gesundheitlich wirkungsvoller wird es dadurch allerdings nicht. Auch Farb- und Kristallsaunen verstärken vor allem die entspannende Wirkung eines Saunabades. „Wir sagen den Betrieben immer: Verbindet keine therapeutische Aussage mit solchen Angeboten“, erklärt Rolf-Andreas Pieper vom Deutschen Saunabund. „Das wäre Scharlatanerie.“ Kristalle oder Farblichtstimulationen seien dekorative Elemente, die den Wohlfühleffekt steigern könnten. Zwar wird Kristallen eine wohltuende Wirkung auf Körper und Geist nachgesagt, wissenschaftliche Beweise dafür gibt es jedoch nicht.
Auch die Farblichttherapie lässt sich kaum auf eine Sauna übertragen. Je nach Farbe muss eine Bestrahlung nämlich zwischen 15 und 45 Minuten dauern, um anzuregen oder zu beruhigen. Ein üblicher Saunagang dauert aber nur zwischen 8 und 15 und eine Dampfbadsitzung höchstens 20 Minuten. Für eine wirksame Farblichtbestrahlung also schlicht zu kurz. „Allerdings schadet eine Farbsauna den Leuten auch nicht“, meint Pieper.
Damit die Schwitzkur wirklich entspannt, hat der Deutsche Saunabund einige Regeln zusammengestellt. Wichtig ist zunächst, genügend Zeit mitzubringen. Ein vollständiges Saunabad dauert etwa zwei Stunden. Man sollte nicht hungrig oder mit vollem Magen schwitzen gehen. Vor dem ersten Saunagang ausgiebig duschen, um den Fettfilm der Haut zu entfernen. Danach gut abtrocknen, denn trockene Haut schwitzt schneller. Nicht weniger als 8 und nicht länger als 15 Minuten sollte ein Saunagang dauern, im Dampfbad dürfen es 5 Minuten mehr sein. Die letzten 1 bis 2 Minuten am besten auf die unterste Stufe setzen, um den Kreislauf wieder an die aufrechte Haltung zu gewöhnen. Dann erst an der frischen Luft abkühlen und danach mit einem Kneippschlauch abgießen oder unter der Schwallbrause erfrischen. Mutige können ins Tauchbecken steigen.
Nach Saunen und Abkühlung braucht der Körper mindestens 10 Minuten Ruhe. Es empfiehlt sich, erst nach dem letzten Saunagang etwas zu trinken. Das erhöht den Entschlackungseffekt. Fachleute raten davon ab, mehr als drei Saunagänge hintereinander zu nehmen, da sie den Körper zu sehr auslaugen. Um die körperliche Erholung und psychische Entspannung zu erhalten, nach Sauna und Dampfbad auf Sport verzichten. Menschen mit Herzproblemen oder schweren Krankheiten sollten vor dem Saunabaden mit einem Arzt sprechen. Bei akuten Infektionen ist Saunieren tabu.