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Das Dilemma der Selbstständigen

Lebenslang lernen? Gerade freiberufliche Journalisten haben wenig Zeit für langwierige Fortbildungen, weil sie Geld verdienen müssen. Dabei ist die Palette von Angeboten breit und die Preise reichen von „fast kostenlos“ bis „Angst erregend hoch“

VON VOLKER ENGELS

Das Dilemma kennen nicht nur Angestellte, sondern vor allem Selbstständige und Freiberufler: Auf der einen Seite wird lebenslanges Lernen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zur ersten Bürgerpflicht erhoben, auf der anderen Seite fehlt gerade Freiberuflern oft die Zeit und meistens auch das Geld, um sich auf den neusten Fortbildungsstand zu bringen. Eine Berufsgruppe, für die das besonders gilt, sind die freiberuflichen Journalisten.

Dabei ist der Fortbildungsmarkt für den Medienbereich, was Inhalte und Preise abgeht, bunt und breit gestreut. Privatwirtschaftliche Institute bieten genauso eine breite Palette von Qualifizierungen an wie kirchliche oder gemeinnützig getragene Bildungseinrichtungen, Stiftungen und Gewerkschaften. Auch die renommierten Journalistenschulen haben Fortbildungsveranstaltungen auf ihrem Programm. Genauso vielfältig wie die Trägerlandschaft ist, sind die Preise, die Fortbildungswillige zahlen müssen: Von fast kostenlos bis Angst erregend hoch reichen die Gebührensätze. Auch die Zeit, die Bildungshungrige investieren müssen, um auf den letzten Stand der Dinge zu kommen, ist höchst unterschiedlich bemessen.

Im Bereich Fort- und Weiterbildung arbeiten seit Jahren die politischen Stiftungen: „Unsere Angebote werden zu mehr als 50 Prozent von freiberuflichen Journalisten besucht“, sagt Gunter Lehrke, Leiter der Journalistenakademie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Rund 30 Kurse bietet die Akademie bundesweit an: Von der Selbstvermarktung für Journalisten bis zu Grundlagenseminaren für angehende TV-, Hörfunk- oder Onlinejournalisten reicht das Angebot. Besonders gefragt seien Seminare, in denen ein „direkter Kontakt zwischen Politik und Journalismus“ hergestellt wird. Im August findet zum Beispiel ein Seminar in Stuttgart statt, in denen Interviews mit politischen Mandatsträgern geübt werden. Für gerade einmal 40 Euro lernen junge Journalisten von erfahrenen Kollegen, wie sie rhetorisch gut geschulten Politikern hinter die Fassade blicken können; in Berlin und Brüssel erfährt die journalistische Zunft, wie die europäische Union funktioniert. Auch wenn die FES politisch der Sozialdemokratie nahe steht: „Unsere Seminare sind für alle offen“, unterstreicht Lehrke. Gleiches gilt übrigens auch für die anderen politischen Stiftungen, die aus öffentlichen Mitteln finanziert werden.

Seit mehr als 50 Jahren bietet die evangelische Medienakademie Seminare zur Journalisten Aus- und Weiterbildung an. Nicht nur die journalistische Professionalität will die Akademie fördern, sondern vor allem „Zivilcourage, innere Unabhängigkeit und Verantwortung im Journalismus stärken“, wie es im aktuellen Jahresprogramm der Medienakademie heißt, die vom Gemeinschaftswerk der evangelischen Publizistik getragen wird. Das Seminarprogramm kann sich sehen lassen: Das Layouten eines Gemeindebriefs wird in Seminaren ebenso vermittelt wie die Online-Recherche für Profis. Auch Interviewtrainings oder Seminare zum Thema Nachrichtenschreiben und Texteredigieren hat die evangelischen Akademie mit Sitz in Berlin unter anderem in ihrem Programm. Anfänger werden genauso angesprochen wie Profis, die schon Jahre im Geschäft sind. Auch die Preisspanne ist breit: Von 90 Euro aufwärts kosten die Seminare.

Einen etwas individuelleren Ansatz verfolgt die gewerkschaftliche Selbstständigenberatung Mediafon. So genannte Solo-Selbstständige will die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.de mit ihrem Beratungsservice Mediafon erreichen: Zwar finden sich auf der Internetseite des Beratungsdienstes zahlreiche Verweise auf bundesweite Seminare und Fortbildungen, den umfangreichsten Service erhalten Freiberufler aber telefonisch: „Gerade Freiberufler und Selbstständige haben wenig Zeit für langwierige Fortbildungen, weil sie Geld verdienen müssen“, sagt Mediafon-Chef Gunther Haake. Viele Fragen, etwa zu Honorarregelungen oder zur Sozialversicherung für Freiberufler, ließen sich auch „schnell am Telefon klären“, weiß der ehemalige Journalist aus eigener Erfahrung. Insgesamt 15 Fachleute aus unterschiedlichen Gebieten beraten für den Gewerkschaftsservice, der im Moment auch noch Nichtmitgliedern zur Verfügung steht. „Unsere Berater sind durchweg professionelle Selbstständige“, sagt Haake, „die über reichhaltige Erfahrung verfügen.“ Zu den Referenten, die die telefonischen Anfragen beantworten, gehören auch renommierte Autoren von Ratgeberbüchern. Dass gewerkschaftliche Angebot wird von Freiberuflern und Selbstständigen genutzt: „Die Resonanz ist überwältigend“, so Haake.

Auch privatwirtschaftlich orientierte Fortbildungsinstitute bieten ein breit gefächertes Fortbildungsprogramm an. Seit anderthalb Jahren schult zum Beispiel die Deutsche Presseakademie (Depak) in Berlin Manager, Öffentlichkeitsarbeiter oder Berufseinsteiger in Abend- oder Fernstudien, Seminaren oder Fachtagungen im Umgang mit der Öffentlichkeit und der Presse. Ein lobenswertes Unterfangen, denn je professioneller Pressestellen oder Agenturen ihre Informationen aufbereiten, desto mehr Zeit haben Journalisten, sich aktiv um anderes zu kümmern – zum Beispiel um die eigene Fortbildung.

Weitere Informationen: www.fes.de/journalistenakademie, www.depak.de, www.evangelische-medienakademie.de, www.mediafon.net, www.journalismus.com

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